Der große Brand in Kirchdorf an der Krems
Am 11. April 1877 gab es im Markt Kirchdorf an der Krems Feueralarm. Der Schlüsselhof [heute Gasthof in der Bahnhof- straße] und das große Wirtschaftsgebäude standen in hellen Flammen.
Zum Unglück des Marktes trieb ein heftiger Westwind die Flammen gegen die Mitte des Ortes. Schon in wenigen Minuten brannten der nördliche und der südliche Teil des Marktes. Weil alle Häuser mit Schindeln gedeckt waren, konnte sich das Feuer so schnell ausbreiten. Die meisten Anwesen besaßen Stauungen und Nebengebäude aus Holz, die rasch durch die Flammen erfaßt wurden. Auch das Postgebäude am Hauptplatz blieb nicht verschont, und aus der Schule loderten die Flammen. Sogar aus der Turmspitze des schlanken Kirchturmes züngelte das Feuer. Von ihr aus griff der Brand nach unten fort und erfaßte das ganze Turmdach.
Der Turm stürzte ein, und sein schweres Kreuz durchschlug das Dach des Schulhauses. Die Ziegel des Kirchendaches barsten mit lautem Getöse. Der Feuerregen fiel auch auf den Pfarrhof und dessen Wirtschaftsgebäude. Beide Stockwerke des großen Hauses brannten auf der nördlichen Seite gänzlich aus.
Weiter und weiter wütete der furchtbare Brand, immer wieder angefacht vom Wind, der an dem Spiel der Flammen und Funken seine helle Freude zu haben schien. Viele Bürger des Marktes verloren ihr ganzes Hab und Gut.
Die Feuerwehren von Kirchdorf und Micheldorf und die Männer der Sensengewerke Zeitlinger und Weinmeister hatten pausenlos den Brand bekämpft. Auch viele Männer aus Schlierbach und aus der Umgebung von Kirchdorf waren herbeigeeilt, um zu helfen. Aber erst nach Mitternacht, als der Wind schwächer wurde, konnten sie ein Übergreifen des Brandes auf die restlichen Häuser des Marktes verhindern.
In den frühen Morgenstunden traf die Feuerwehr Wels ein. Zu dieser Zeit waren die Dachstühle bereits niedergebrannt, und das Feuer gloste nur mehr im Innern der Häuser.
Am Morgen bot sich ein gräßliches Bild der Zerstörung. Die Kirche, der Pfarrhof, die Volksschule, das Gemeindehaus und 58 Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren niedergebrannt. Menschen kamen bei diesem großen Brand nicht ums Leben.
Wie das Feuer entstanden war, ist niemals bekannt geworden.
Quelle: Heimatkundliches Lesebuch, Bezirk Kirchdorf an der Krems
Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft des Pädagogischen Institutes des Bundes für Oberösterreich, Verlag Quirin Haslinger, Linz
ISBN keine
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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