Die Kapelle beim roten Kreuz

Von Windischgarsten führt eine Straße über den Hengstpaß durch den Laußagraben in das Ennstal. Nach der Paßhöhe steht in geringer Entfernung von der Straße die Wallfahrtskapelle „Zum roten Kreuz“. Die Sage erzählt über ihre Entstehung:

Vor vielen Jahren wanderte ein Pilger diesen Weg. Er kam aus dem Ennstal. Damals war die Gegend, wo wir heute bei einem Jagdhaus und einer Alm vorbeikommen, noch unbewohnt. Der Wald war nicht gerodet, und Wegelagerer bedrohten die Reisenden. Auch dem ahnungslosen Pilger erging es nicht anders. Kurz vor der Paßhöhe überfielen ihn zwei Räuber. Sie nahmen ihm seine armselige Habe ab und schlugen ihn so lange, bis er bewußtios liegenblieb. Dann trugen sie den Ohnmächtigen vom Weg fort tiefer in den Wald hinein.

Als der Pilger nach einiger Zeit wieder zu sich kam, empfand er quälenden Durst. Sehnsüchtig sah er sich nach Wasser um. Da hörte er in der Nähe eine Quelle plätschern. Mühselig schleppte er sich hin. Während er trank, kam eine Maus gelaufen, deren Fell zerkratzt und blutig war. Das Tier tauchte einige Male ins Wasser und huschte gesund und munter davon.

Erstaunt sah ihr der Mann nach. Jetzt wusch auch er seine Wunden im Quellwasser. Und wirklich! Bald ließen Fieber und Schmerzen nach. Der Pilger kam wieder zu Kräften und konnte geheilt seinen Weg fortsetzen.

Zum Dank errichtete er bei dem Heilwasser ein Kreuz. Viel später erst wurde die Kapelle erbaut, zu der heute noch die Leute aus der Umgebung wallfahrten.

Quelle: Heimatkundliches Lesebuch, Bezirk Kirchdorf an der Krems
Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft des Pädagogischen Institutes des Bundes für Oberösterreich, Verlag Quirin Haslinger, Linz
ISBN keine

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