Der Gottesfrevler von Johnsbach

In der Winterszeit wurde einmal am Morgen nach dem Gebetläuten in der Kirche zu Johnsbach eingebrochen und aus dem Tabernakel die heilige Hostie geraubt. Der Gottesfrevler flüchtete sich hierauf mit der heiligen Hostie gegen Gaishorn. Unterwegs trat ihm auf dem Lacknerkar ein schmucker Jägersmann entgegen, der ihn kurz aufforderte, ein Loch in den Erdboden zu graben, aus dem Sacke die Hostie zu nehmen, sie dreimal anzuspucken und sie dann fest in der Erdgrube zu verscharren. Der Frevler war darüber wohl sehr erschrocken, doch tat er, wie ihm geheißen wurde.

Inzwischen hatte man in Johnsbach den Kircheneinbruch und den Raub der heiligen Hostie bemerkt. Sofort machten sich einige Johnsbacher mit den Söhnen des Mesners auf, den Gottesfrevler zu suchen. Im frisch gefallenen Schnee fanden sie bald die Spuren des Flüchtenden, den sie in der Nähe von Gaishorn ergriffen. Hier war er nämlich beim Überspringen eines Baches gestürzt. Vor den Richter geführt, bekannte er seinen Frevel. Doch von der angegebenen Hostie war nichts mehr zu sehen. Wohl aber weiß die Sage, daß an der Stelle, wo er die heilige Hostie vergraben hatte, gar wundervolle, liebliche Blumen wuchsen mit schmalen Blättern und schneeweißen Blüten.

Ein Admonter Pater, der auf seinen Wanderungen einst an jene Stelle kam, sah zwei solcher Wunderblumen. Während er die eine pflückte, verschwand die andere. Nie wieder hat man solche Blumen in dieser Gegend gefunden.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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