Das unheimliche Fuhrwerk

Ein schon längst verstorbener Bauer in Unterwald, Pfarre Sankt Ulrich, hatte in Ternberg ein Paar schöne Ochsen gekauft. Da er einen guten Handel gemacht hatte, trieb er, wohlgemut seine Pfeife rauchend und ein fröhlich Liedlein singend, seine gehörnten Zweihufer vor sich her heimwärts auf der alten Eisenstraße. Es war schon finster, als er in die Freising kam, wo er plötzlich auf ein Fuhrwerk stieß, das mitten auf der Straße stand und dem zwei Krähen vorgespannt waren. Der Fuhrmann des Rabengespannes, ein unheimlicher, wortkarger Geselle, ersuchte ihn kurz, er möge ihm mit seinen Omsen über den Berg hinauf gegen St. Ulrich "vürhängen" (vorspannen). Doch der Bauer, der aus seiner Verwunderung über das sonderbare Fuhrwerk nicht herauskam, überhörte die Bitte und sagte: "Ha mein, was hast denn du für ein gspoassig' s Fuhrwerk?

"Was kümmert dich mein Fuhrwerk; spann vor!" herrschte ihn der Fuhrmann kurz an. "Ja", meinte der Bauer, "wie soll i denn dir vürhängen? I han ja koa G'schirr für d'Ochsen, koan Wagstummel und koanö Wagscheidl; wüßt nöt, wie i dir vürhängen kunnt."

"Stells zuwi!" näselte der unheimliche Fuhrmann. Der Bauer tat ihm seinen Willen und stellte die Ochsen vor die Krähen hin. Kaum war das geschehen, so gings auch schon mit hü und hott über den Berg hinauf, daß der Bauer kaum nachkommen konnte. Bei einem heiligen Bilde, das auf halbem Wege an einer "Feichten" (Fichte) angebracht war, machten plötzlich die Ochsen einen Sprung seitwärts und das Teufelsgespann - es war ein solches ­sauste vorüber und verlor sich krachend im finsteren Gehölz.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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