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Der Spuk im Wächterhause 22
Das Wächterhaus 22 in Lahrndorf befindet sich in einer landschaftlich schönen Gegend. Dieses Wächterhaus, das als solches lange vor dem ersten Weltkrieg schon abgekommen ist, weil die gerade und übersichtliche Bahnstrecke dieses überflüssig machte, war vor vielen Jahren Schauplatz einer sonderbaren und geheimnisvollen Begebenheit.
Der Bahnwächter in dem genannten Wächterhause ließ sich dienstlich etwas zuschulden kommen und sollte strafweise nach Admont in Steiermark versetzt werden. Doch er ging nicht, denn er wollte die ihm lieb gewordene Gegend nicht verlassen. Man stellte ihn schließlich vor die Wahl: Entweder den neuen Dienst antreten oder Entlassung. In die Enge getrieben, entschloß er sich schweren Herzens für den Antritt des neuen Dienstpostens und übersiedelten ach Admont. Er wurde aber aus Heimweh gemütskrank und lebensüberdrüssig. Eines Nachts warf er sich in Admont vor einen daherbrausenden Zug und ließ sich überfahren, wobei er gräßlich verstümmelt wurde und den Tod fand.
Nun erschien allnächtlich auf offener Strecke beim Wächterhause 22 in Lahrndorf ein Manderl, das den Zugführer veranlaßte, langsam zu fahren; er gab Warnungspfiffe, und weil das Manderl nicht von der Stelle wich, hielt der Zugsführer den Zug an. Der neue Wächter wunderte sich, daß der Zug auf freier Strecke so pfeife, langsam fahre und zuletzt noch stehen bleibe, denn er konnte das Manderl nicht sehen. Gleichzeitig war im Wächterhaus ein Herumrumoren und Gepolter. Das ging allnächtlich eine Zeit so fort, bis es allmählich aufhörte und wieder die Ruhe war wie zuvor.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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