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Der Teufel als Fuhrmann
Die längst verstorbene Großmutter einer Bäuerin in Dambach, Pfarre Garsten, erzählte gerne von jener uns heutigen so fremd anmutenden Zeit, da noch das Nagelschmiedgewerbe blühte; denn sie war die Tochter des Nagelschmiedes Angerer im Wildgraben, einem versteckten Seitengraben des Damberges. Diese Nagelschmiede besteht schon lange nicht mehr.
Das Angerer Everl wie die Großmutter in ihren jungen Jahren genannt wurde, mußte, so lange es noch nicht verheiratet war, fleißig in der Werkstatt mithelfen.
Eines Tages wurde das Everl zeitlich früh - es war noch finstermit einem Binkel Nägel nach Steyr geschickt. Das Gewicht der großen Nägel, sogenannte "Zwecken", war nicht gering und das Everl hatte tüchtig zu schleppen; es wünschte sehr, daß ein Fuhrmann käme und ihm die Nägel auflegen ließe. Kaum gedacht, kam schon ein Fuhrmann hinter ihm her. Das Everl ersuchte ihn, ihm die Nägel auflegen zu lassen. Dieser sagte nicht ja und nicht nein, hielt aber doch an und das Everl legte die Nagelware auf den Wagen und kletterte auch selber hinauf. Kaum saß das Mädchen, trieb der Fuhrmann die Pferde an und dahin ging es in rasender Fahrt, daß dem Mädchen ganz angst und bange wurde. Als das rasend dahinjagende Gefährt zu der Stelle in der Freising kam, wo die Straße steil abfällt und das Mädchen sah, daß der unheimliche Fuhrmann gar nicht die Absicht hatte, der tollen Fahrt Einhalt zu tun, rief es erschrocken aus:
"Jesus Maria!" Im nächsten Augenblick saß das Mädchen mit dem Binkel Nägel mitten auf der Straße und das tolle Gefährt, eine scharfe Wendung machend, raste unweit des "G'richtsbühels" (Galgenhügel) "spießgrea" über die baumbewachsene, steile Leiten hinauf, wo es verschwand. Das war der Teufel mit seinem Fuhrwerk gewesen.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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