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Die Donatus-Kapelle
Auf dem unteren Teil des 801 Meter hohen bewaldeten Nordabhang des Hochkogels, Gemeinde Konradsheim, steht ganz versteckt in einer Viehweide die ziemlich große aus Findlingssteinen erbaute "Donatus-Kapelle". Sie hat noch einen ebenso großen Anbau aus Holz. Der Altarraum ist durch ein hohes Sdumedeeisengitter vom übrigen Raum abgeschlossen.
In der Mitte des hübschen barocken Altares steht, strahlenumsäumt, die schöne Statue Mariens mit dem Jesuskinde. Auf dem oberen Teil des Altares sitzt auf einem Stuhl unter einem Baldachin in Jünglingsgestalt der Hl. Donatus, von einem Strahlenkranz umgeben. Er ist der eigentliche Kultheilige der Kapelle, dem sie auch geweiht ist. In der Linken hält er das Kreuz, in der rechten, hocherhobenen Hand zeigt er das Blitzbündel.
Alljährlich am Montag vor Pfingsten, am sogenannten Schauermontag, früh zieht unter Anführung des Pfarrers eine Prozession mit Kreuz und Fahnen von dem eine Stunde entfernten Bergort Konradsheim zur Kapelle des Hl. Donatus in der Rinderweide; die Leute beten zu ihm, daß er sie, das Vieh und die Feldfrucht vor Blitz und Donner, vor Schauer und Hagelschlag schütze.
Kein Weg und keine Straße führen zu dieser seltsamen Kapelle. Wer den Eingang nicht weiß - er ist schwer zu finden - der muß, wenn er dennoch die Kapelle besuchen will, lange Zeit in die Irre gehen, bis er sie endlich in einer Waldlichtung entdeckt. Jedermann ist freudig überrascht, wenn er sie gefunden, beim Anblick dieser merkwürdigen Kapelle in der stillen Waldeseinsamkeit. Ruhig und leise plaudernde Brünnlein rinnen in gras- und blumenbesäumten Runsen den Waldhang herab zur sonnenbeleuchteten Kapelle. Hier sammeln sich die klaren Bächlein in moosigem Grunde und bilden einen Wasserborn. Und die Leute nennen ihn den "Heiligen Brunnen". Seit Jahrhunderten ist dieser Heilbrunnen weit und breit bekannt und geschätzt. Diese Brunnen sind seit jeher den Menschen heilig gewesen. Der Brunnen bei der Kapelle des Hl. Donatus ist ein Gesundbrunnen und gut zu benützen bei Augenkrankheiten, sagen die Leute.
Einst, so erzählt die Sage, trieb ein alter, geiziger Bauer sein altes, blindes Pferd zum Heilbrunnen, dessen Wasser, wie es heißt, einst Blinde heilte. Er dachte sich, wenn diese sehend werden, wird wohl auch mein Roß die Blindheit verlieren und sehend werden, damit ich es doch noch gut verkaufen kann. Er wusch dem Pferd die Augen. Ob es sehend geworden, das sagt uns die Sage nicht. Aber der Brunnen hat über diese Freveltat die Heilkraft verloren. Die Rinderweide mit der Donatus-Kapelle und dem "Heiligen Brunnen" gehört zum Bauernhause Kasten. Dieses freundliche Bauernhaus liegt auf dem unteren Hange des Hirschkogels im stillen, friedvollen Pohlauertal.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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