|
Die feindlichen Brüder
Drei Stunden von dem Wallfahrtsort Maria Neustift entfernt liegt auf einer Anhöhe die romantische kleine Ortschaft Konradsheim, im Volkschund auch "Nikolo" genannt, weil die Kirche dem Hl. Nikolaus geweiht ist. Die Kirche und einige Häuser kleben wie Schwalbennester an der hinter ihnen steil aufragenden Felsenwand des sogenannten Haussteines, auf dessen Gipfel einst die Burg Konradsheim stand, von der aber nichts mehr vorhanden ist. Der älteste Teil der Kirche von Konradsheim soll einst die Burgkapelle gewesen sein.
Die Bischöfe von Freising, die an der Ybbs viel Land besaßen, übertrugen den Grafen von Peilstein die Schutzvogtei über ihren Besitz. Doch diese betrachteten alles als ihr Eigentum. Konrad II., einer der mächtigsten dieses Geschlechtes, erbaute sich im 12. Jahrhundert eine feste Burg auf dem mächtigen Felsenkogel Hausstein, der auch bischöflicher Besitz war, und nannte sie Konradsheim. In dem jahrzehntelangen Streit mußten die Peilsteiner dem Hochstift Freising die Burg im Jahre 1208 übergeben. Das Hochstift setzte dann aber einen Peilsteiner Grafen als Burgvogt ein.
Dem Herzog Rudolf IV. von Österreich aber, der nach seinem Vater Herzog Leopold VIII. zur Regierung kam, waren die "Freisinger Herrschaften" in Österreich ein Dorn im Auge. Um den damaligen Bischof Paul von Freising zur Zahlung einer Schuld zu zwingen, ließ er durch Söldner unter Anführung des Ritters Jahn des Kneußers im Jahre 1360 die Burg belagern. Da sich der Burgvogt weigerte, die Tore zu öffnen, ließ er die Burg zerstören. Die Sage erzählt, daß bei der Erstürmung der Burg der damalige Burggraf mit Hinterlassung seiner Schätze, die er in der Schnelligkeit vergraben hatte, geflohen sei.
Von dem letzten Grafen von Konradsheim erzählt die Sage, daß er mit seinem Bruder zu Peilstein wegen einer Besitzung in Streit geraten sei. Todfeinde, wie sie waren, zogen nun aus, um sich zu bekämpfen und begegneten sich kampfgerüstet an einer Brücke in der Nähe von Losenstein.
Der Graf von Konradsheim, einer der Gewalttätigsten seines Geschlechts, sprengte mit Ungestüm auf seinen Gegner los. Das Pferd seines Bruders scheute, bäumte sich auf und stürzte. Pferd und Reiter starben infolge des Sturzes.
Der Graf von Konradsheim wurde bei der heiligen Feme in Gleiß bei Rosenau des Brudermordes angeklagt und von dieser zu lebenslänglicher Kerkerstrafe verurteilt. Er starb im Gefängnisse der Burg Gleiß.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
|
|