Die Hüttal-Hexen

Im Hüttal, einer einsamen Gegend im Lumplgraben, Gemeinde Großraming, wohnten vor vielen Jahren die sogenannten Mautzenleute, deren weibliche Mitglieder, wie sehr alte Leute zu erzählen wissen, weit und breit im Rufe standen, Hexen zu sein. Als Hexen taten sie am frühen Morgen des Sonnwendtages immer Taufischen oder Taufangen in den mit langem Grase bestandenen, taubedeckten Wiesen.

Eines Tages wollten Jäger eine von diesen Hexen, die sich alleine in der Gegend herumtrieb, kurzerhand erschießen. Das konnten sie aber nicht, denn es fehlte ihnen etwas dazu. Sie machten sich eilig davon; es würde ihnen schlecht ergangen sein, wenn die Hexe, die ihnen wild nachgefahren ist, sie erwischt hätte.

Die Hexe, so heißt es, hätten die Jäger nur dann erschießen können, wenn sie eine in kleine Stücke geschnittene Kerze, die dreimal in Maria Zell geweiht worden ist, statt der Kugel in die Gewehre geladen hätten. Eine derartige Kerze haben die Jäger nicht gehabt, und ohne eine solche Ausrüstung hat die Kugel keine Wirkung.

Als das letzte weibliche Mitglied dieser Mautzenleute starb, wurde es, wie jeder Christenmensch des Ortes, im Friedhof von Großraming begraben. Aber dieses Weibsbild hat in geweihter Friedhofserde keine Ruhe gegeben. Allnächtlich hörten die Leute in dem Grabe tümmeln und schreien. Man grub es aus und begrub das unheimliche tote Weib in einer kleinen Mulde im Herndlergrunde. Dort gabe es Ruhe und die Leute hörten keinen Laut mehr.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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