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Die Krähen als Vorspann
Einst fuhr ein Bauer mit einem großen "Fachtl" (Fuhre) Heu, von der Richtung Ternberg kommend, auf der alten Eisenstraße heimzu. Die Omsen waren von dem weiten Wege schon recht müde und es ging daher sehr langsam auf der Straße vorwärts, so daß es schon finster war, als er in die Freising kam. Nun stand er mit seinem Fuhrwerke vor dem Berge, auf dem das Sträßlein gegen den Bauer "Humpel" (Hummel, ein Bauernhaus auf dem Hange, gleich unterhalb St. Ulrich) steil hinaufging, und wußte nicht, wie er ohne Vorspann den steilen Hang werde hinaufkommen können. Vor- und rückwärts war auf der langen, damals mit Fuhrwerken belebten Straße kein Rosse- und Ochsengespann wahrzunehmen, daß er sich hätte eine Vorspann ausbitten können. Eben wollte er's doch mit seinen Ochsen versuchen, als plötzlich ein Mann vor ihm stand, der sich erbötig machte, mit zwei Krähen, die er bei sich hatte, ihm über den Berg hinauf vorzuspannen.
Verächtlich und geringschätzig lächelnd meinte der Bauer: "Was willst denn du mit deine zwoa Kroh ausrichten? Dös kunnt a nu was sein!" Doch der Fremde stellte, ohne ein Wort zu sagen, die Krähen vor die Omsen hin und mit einem scharfen Hü! Hü! ging es auf der steinigen Straße rasch den Berg hinan, daß die Räder knirschten und die Funken stoben. Weiter oben, wo an einem Waldbaume ein geweihtes Bild angebramt war, verschwand der Mann mit seinen zwei Krähen seitwärts spurlos im Walde. Es war der Teufel gewesen.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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