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Die Pest im Trattenbachtal
Vor vielen Jahren wütete, wie in vielen anderen Orten unseres Heimatlandes, auch im schönen Trattenbachtale die Pest. Viele Leute des von fleißigen Menschen bewohnten Tales wurden von dieser schrecklichen Krankheit hinweggerafft. So starben auch in der "Unteren Wänd" alle Hausbewohner bis auf einen Hüterjungen, der die meiste Zeit mit dem Vieh weit draußen auf der Weide lebte.
Als er einmal heimkam, sah er mit Schrecken die vielen Leute im Hause tot und starr herumliegen. Voll Angst und zitternd lief er fort, weil er dachte, daß auch ihn der Tod ereilen würde und er sterben müßte, wie all' die anderen. Als er lange herumgeirrt war und sich müde gelaufen hatte, gönnte er sich eine kurze Rast, indem er sich auf einen Steinblock niederließ. Da hörte er plötzlich auf einem Baum die Vogelrufe:
Iß Bibernell, Enzian und Baldrian,
dann stirbst nit so schnell und kimmst davon.
Der Junge gehorchte der ratenden Stimme des Vogels, suchte und aß diese Kräuter. Dann kehrte er mutig in die verseuchte "Untere Wänd" zurück und begrub die Toten. Er aber blieb von dieser schrecklichen Seuche verschont.
Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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