Die teuflischen Schmiedegesellen

Das alte Armenhaus im Lumpelgraben, Gemeinde Großraming, war einstmals eine große Sensen- und Sichelschmiede, in welcher auch Pferde und Ochsen beschlagen wurden; auch Schaufeln, Heu­und Mistgabeln und sonst allerlei eiserne Werkzeuge, wie Hacken in verschiedenen Formen und Arten wurden in dieser Schmiede hergestellt. Dieses Werk hatte den Namen "Schmied unterm Eck". Von dieser Schmiede weiß die Sage eine unheimliche Geschichte zu erzählen. Vor vielen Jahren, als die Schmiede noch bestand, arbeiteten in ihr die fleißigen Hammerschmiede; sie waren nicht nur fleißige Schmiede, sondern auch greuliche Flucher. Mit dem Fluchen trieben sie es mit der Zeit so arg, daß eines nachts viele Teufel kamen, die in der Schmiede zum Schrecken der Leute fürchterlich hausten. Es waren, der Sage nach, große Teufel, und durch denUmstand, daß sie an die Beine noch "Holzstüpfel" (kurze Holzstelzen) angeschnallt hatten, erschienen sie als wahre Riesen.

Sie kamen von nun an jede Nacht. Allnächtlich ließen sie alle drei Hämmer gehen, schlugen auf die Ambosse, daß es dröhnte und die Schmiede in ihren Grundfesten erbebte und zusammenzufallen schien. Die glühenden Sensen und Sicheln, kaum angefangen, waren sie schon fertig und flogen nur so eine nach der anderen hin auf den Boden, daß es schepperte. Mit den Schaufeln, Mistgabeln und den Hacken polterten sie in der Schmiede herum; jedes Werkzeug fand laute Verwendung. In der Frühe, als die Schmiedegesellen zur Arbeit in die Schmiede kamen, war alles Werkzeug an Ort und Stelle, wo er sich, der Ordnung entsprechend, immer befand; es lagen keine fertigen Sensen und Sicheln da. Es war nichts wahrzunehmen, daß in der Nacht gearbeitet worden wäre.

Zwölf Bauern der Umgebung wollten das unheimliche Teufelsspiel in der „Schmiede am unteren Eck“ einmal sehen und vereinbarten eine Zusammenkunft im Schmiedhause. Sie standen und saßen um den großen Tisch und vertrieben sich die Zeit mit Kartenspiel. Als die Teufel erschienen, bekam jeder Bauer eine tüchtige Ohrfeige, daß er unter den Tisch flog. Auf den Knien krochen die Bauern aus der Stube und machten sich eiligst davon. Nun verschrieben sich die Leute drei Jesuiten aus Steyr, welche die Schmiede und Wohnung ausweihten. Dann war es gut und die Teufel ließen sich nicht wieder sehen und hören. Und auch die Schmiede hörte man nicht mehr fluchen und schelten.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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