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DER TEUFELSTURM AM DONAUSTRUDEL
Es ist eine Stadt in Österreich, mit Namen Grein. Ob der Stadt befindet sich ein gefährlicher Ort in der Donau, den die Leute den Strudel heißen. Weit und breit hört man dort das Wasser rauschen, so hoch fällt es über einen Felsen. Gar gefährlich ist die Fahrt hier durch; kommen die Schiffe in den Wirbel, dann schwimmen sie gescheibweis herum, es schlägt das Wasser über ihre Planken und alle, die auf dem Schiff fahren, werden ganz und gar naß. Wenn ein Boot aber nur ganz wenig an den Felsen stößt, so bricht es in kleine Trümmer auseinander. Jedermann muß an dieser gefährlichen Stelle mithelfen und kräftig an den Rudern ziehen. Um den Strudel herum am Lande wohnen viele Schiffleute, die des bösen Wassers Art von Jugend auf kennen; die werden alsdann von den Zillenführern bestellt, die Fahrtrinne zu weisen.
Kaiser Heinrich, der dritte dieses Namens, fuhr einstens hinab durch den Strudel. Auf einem anderen Schiff reiste Bischof Bruno von Würzburg, des Kaisers Vetter. Als dieser auch durch den Strudel steuern wollte, saß auf einem Felsen, der aus dem Wasser herausragt, ein kohlschwarzer Mann, dunkel wie ein Mohr, grausig und erschrecklich anzusehen. Der schrie und johlte dem Bischof Bruno zu: „Höre, höre, Bischof! Ich bin dein böser Geist, du bist schon mein eigen, fahre hin, wo du willst, du wirst mein werden. Jetzund will ich dir noch nichts zu Leide tun, aber bald sollst du mich wiedersehen.“ Alle Ritter, die diese Drohung hörten, erschraken und begannen sich übel zu fürchten. Sie sprachen etliche Gebete, da verschwand der Geist plötzlich vor ihnen allen. Dieser Stein wird bis zum heutigen Tage gezeigt. Darauf errichteten fromme Christen ein kleines Türmlein, ganz aus Stein gebaut. Dies Bauwerk wird des Teufels Turm genannt.
Nicht weit davon fuhr der Kaiser mit den Seinen an Land, um in einem kleinen Flecken, Persenbeug geheißen, über Nacht zu bleiben. Daselbst empfing Frau Richlita, des Grafen Adelbar von Ebersberg Hausfrau (er war aber schon gestorben), den Kaiser gar herrlich, hielt ihn zu Gast und bat ihn daneben, er möge das Dorf Persenbeug und die Höfe herum, die ihr Gemahl vogtweise besessen und verwaltet hatte, ihrem Brudersohn, dem dritten Welfen, verleihen. Der Kaiser ging in die schöne Stube, und während er dort stand bei dem Bischof Bruno, Grafen Aleman von Ebersberg und bei Frau Richlita, gab er der Dame die Hand und erfüllte ihre heiße Bitte. Plötzlich stürzte der Boden der Stube ein. Der Kaiser fiel hindurch in die Badstube, ohne einen Schaden zu nehmen, dergleichen auch Graf Aleman und die Edelfrau. Der Bischof aber fiel auf eine Kante einer Badewanne, brach eine Rippe und stieß sie in sein Herz. Also wurde die schwere Prophezeiung seines bösen Geistes wahr.
Quelle: Im Reich der Sage; Otto Wutzel; Oberösterreichischer Landesverlag Linz;
4. Auflage 1958
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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