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Die Teufelsstiege
Eine Gegend auf der Koralpe in der Nähe des Speikkogels heipßt der Steinschober. Daran knüpft der Volksmund folgende Sage:
Ein armer Bauer aus der benachbarten Rieding schloß einst mit dem Teufel einen Pakt, damit er Geld bekäme, um sich von der Schuldenlast zu befreien. Seine Seele solle dem Teufel verfallen sein, wenn dieser ihm Geld in Hülle und Fülle verschaffe und außerdem vom Abend-Aveläuten bis zum ersten Hahnenruf eine Stiege erbaue, die bis zum Himmel reiche. Der Teufel ging nach langem Bedenken den Pakt ein, stellte das Geld und machte sich abends an seine Arbeit. Sausend und funkensprühend fuhr Meister Satanas mit den Steinen auf dem Rücken, die er sich von verschiedenen Gegenden her holte, auf die Höhe der Koralpe, indes der Bauer vor dem Bilde des Gekreuzigten kniete und infrünstig um Hilfe flehte. Stufe um Stufe erhöhte sich, schon war der Bau der Vollendung nahe; zürnend fuhr der Schwarze in die Tiefe, um die letzten Steine zu holen. Da, als er sie gerade auf den Rücken lud, krähte der Hahn im Hofe des Bauern. Mit Ingrimm schleuderte der Teufel die Last auf den Bau, daß die unvollendete Stiege zertrümmert zusammenstürzte.
Nur noch die vielen Steinkolosse, von denen die Stelle der Steinschober heißt, bezeichnen den ort, wo der Teufel sein Spiel und die Seele den nun reichen Bauern verlor.
Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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