Das Grünhütl

Einst ging ein armer Schmied von Lassing über das Schwielegg (Schwölleck ) nach Hollenstein und sprach so zu sich: ,,Ach, wenn ich doch einen Sack voll Silberzwanziger hätte!" Kaum hatte der einsame Wanderer diesen Wunsch ausgesprochen, da trat plötzlich ein kleines Männlein mit einem großen, grünen Hut auf ihn zu, reichte ihm ein klingendes Säcklein und sagte: "Trag das nach Hollenstein ! Es sind lauter alte Hufnägel drin, daß du es weißt; schau aber ja nicht hinein, ehe du ins Dorf kommst! Dort kannst du es öffnen und den Inhalt behalten. Bist du aber voreilig, dann wirst du es bereuen!"

Der Schmied, dem das Männlein nicht recht geheuer vorkam bedankte sich herzlich und wanderte rasch durch den Sandgraben weiter. Aber je mehr er sich Hollenstein näherte, desto schwerer wurde das Säcklein. Knapp vor Hollenstein hielt er an und schüttelte es - da gab es einen Klang wie eitel Silber, und der Inhalt fühlte sich von außen so rundlich an wie die ersehnten Silberstücke. Nun war die Mahnung des Grünhütls vergessen. Mit gierigen Händen riß der Schmied den Bindfaden auf - und o weh! Jetzt wurde das Säcklein auf einmal federleicht, und über den geöffneten Rand drängte sich eine Menge schwarzer, stinkender Mistkäfer. Voll Ärger warf der Schmied die verwandelte Gabe weg. Zu spät reute es ihn, daß er dem Bergmännlein nicht gefolgt hatte. (Nach Pöttinger.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

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