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Die Gründung der Agathakirche
Auf dem heute gänzlich verschollenen Schloß Dornach bei Eisenreichdornach lebte einst ein alter Graf namens Albert. Dessen Sohn Konrad sollte die als hartherzig bekannte Tochter Berta des Schloßherm von Freidegg heiraten. Konrad, der Berta nicht wollte, ritt auf Wunsch seines Vaters öfters nach Freidegg. Dort lernte er Bertas Geschwisterkind Agathe in ihrer sanften und bescheidenen Art kennen und lieben. Agathens verstorbener Vater war der jüngere Bruder des Grafen von Freidegg. Es dauerte nicht lange, so hielt Konrad um die Hand Agathens an. Nur ungern gab der Freidegger seine Einwilligung. Bald wurde die Hochzeit gefeiert. Konrad und seine liebliche Gemahlin Agathe zogen mit großer Pracht von Freidegg zum Schloß Dornach. Da kam plötzlich eine auf Anstiften der verschmähten Berta gedungene wilde Horde aus einem Versteck hervor und tötete vor den Augen der entsetzten Agathe deren Gemahl Konrad. Unsagbar war der Schmerz Agathens um den geliebten Toten. Mitgefühl und Schmerz vortäuschend, kamen die Freidegger nach Dornach und suchten die junge Witwe zu trösten, nur Berta zeigte auch jetzt noch ihren unbändigen Haß gegen Agathe. Bald kehrten die Freidegger wieder heim und nur der alte Schloßkaplan aus Freidegg und ihr bejahrter Vetter aus Karlsbach blieben bei Agathen. Im nahen Walde, dort wo heute das Agathakirchlein steht, wurden die irdischen Reste Konrads bestattet, und jeden Tag besuchte Agathe das Grab ihres dahingemordeten Gatten. Als sie eines Tages vom Grabe heimkehrte, sprangen plötzlich Räuber auf sie zu und schleppten sie in eine Felsenhöhle an der Donau. Der Jäger Kurt, den Agathe einst durch hohes Lösegeld von denselben Räubern ausgelöst hatte, kannte den Schlupfwinkel, und es gelang ihm, seine Wohltäterin zu befreien. Aus Dankbarkeit ließ sie eine Kirche erbauen und ihrer Namenspatronin weihen. Die Steine der Kirche sollen. aus der Felshöhle stammen, wo Agathe geschmachtet hatte. Mit St. Agatha sollte keine neue Pfarrkirche geschaffen sein, sondern das neue Kirchlein erhielt einen Schloßkaplan, der dem Pfarrherrn von Amstetten untergeordnet war. Pater Berthold, der Agathe in der schwersten Zeit hilfreich unterstützt hatte, war der erste Schloßkaplan zu St. Agatha. Heute wird in diesem lieblichen Kirchlein, das das Schloß Dornach überdauert hat, nur an einigen Tagen des Jahres ein Gottesdienst abgehalten. Gräfin Agathe soll auch noch die St.-Ottilien-Kirche auf dem Kollmitzberg, dem Ort ihrer Gefangenschaft, gestiftet haben und verbrachte den Rest ihres Lebens als Trösterin der Armen und Helferin der Bedrückten. (Nach Heimerl.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 195?
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, N.Ö.
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