Die Hexe von Allersdorf

In Allersdorf bei St. Georgen am Ybbsfeld wohnte einst in einem Häuschen eine Hexe. Zu der kam einmal ein Wachsstöckelträger und bot seine Ware an. Die Hexe wollte natürlich keine geweihten Dinge und hieß den Händler mürrisch gehen. Als sich dieser aber zur Tür wandte, konnte er keine mehr finden, so sehr er auch suchte. Aber auch die Hexe war auf einmal nicht mehr da. Im Dunkeln - denn es ging schon auf den Abend, und die Stube hatte nur winzigkleine Fenster - tastete er die Wand ab, die Tür fand er aber nicht. Auf einmal spürte seine Hand den Weihbrunnkessel, aus dem gerade eine dicke Fleischfliege auffliegen wollte. Er erhaschte das Tier und zerdrückte es zwischen den Fingern. Und plötzlich war die Tür wieder da! Von der Hexe aber war keine Spur zu entdecken. Der Händler ging verstört zum Nachbarhaus und erzählte dort sein seltsames Erlebnis. Da die Hexe aber verschwunden blieb, wurde er verdächtigt, sie umgebracht zu haben. Schließlich wurde er verhaftet und vor Gericht gebracht. Dort schilderte er wahrheitsgetreu sein Erlebnis, worauf er vom Richter freigesprochen wurde. (Hoffer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

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