Die Schlangenkönigin von Wagram

Am Fuße der Wagramer Leitn bei St. Pantaleon bclindet sich ein großer Tümpel, die Hirtenlache. Vor vielen, vielen Jahren hielt sich im dichten Gestrüpp neben der Hirtenlache eine Schlange auf, die unter ihresgleichen als Schlangenkönigin galt. Auf ihrem Haupte trug sie ein goldenes Krönlein, das im hellen Sonnenlicht glitzerte und funkelte. Einst kam ein Reiter des Weges und erblickte die Schlangenkönigin, die sich gerade in der Mittagssonne wärmte. Er wollte das wertvolle Krönlein unbedingt besitzen, daher breitete er sein reines Taschentuch auf dem Rasen aus. Angezogen durch das blendende Weiß, kroch die Schlangenkönigin auf das Tuch und legte ihr zierliches Krönlein darauf. Der Reitersmann hüllte die begehrte Krone vorsichtig ein und ergriff eilends die Flucht. Die Schlangenkönigin aber entdeckte sofort den Raub, stieß zürnend einen gellenden Pfiff aus und schon im selben Augenblick verfolgten unzählige giftige Schlangen den flüchtenden Reiter. Trotz seiner großen Geschwindigkeit holten die wild zischenden Schlangen den Reiter ein und töteten ihn auf der Stelle. Siegreich setzte die Schlangenkönigin ihr goldenes Krönlein wieder aufs Haupt und war abermals Herrscherin. Der Reitersmann mußte seine Gier nach fremdem Gold mit dem Leben bezahlen. (Huemer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

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