Die Schaufelhacker
Molln, der schöne und beliebte Sommerfrischenort im Steyrtal, beherbergt so manches Gewerbe, das sonst nirgends mehr zu finden ist. Dazu gehört das der Holzschaufelhacker, die seit mehr als drei Jahrhunderten in Molln arbeiten. Ihre alte Fahne zeigt das Bild des heiligen Jakob, ihres Schutzpatrons.
Die Schaufelhacker stellen aber nicht nur Schaufeln her, sondern auch Multern. Das sind Holztröge, die aus einem einzigen Stück Stammholz des gefällten Baumstammes geschnitten und gehauen werden. Am besten eignet sich dazu das Holz von Ahorn, Buche und Ulme.
Die Arbeit des Schaufelhackers beginnt damit, daß er die passenden Stämme selbst aussucht und schlägert. Viele Stunden geht er, denn die Bäume, die er braucht, stehen hinten im Bodinggraben. Der gefällte Stamm wird gleich im Wald in verschieden große Stücke zersägt. Für Schaufeln müssen die Stücke eineinhalb Meter lang sein, für die Multern höchstens einen Meter.
Der Schaufelhacker trägt die Hölzer hinab ins Tal, lädt sie auf einen Wagen und fährt sie nach Hause. Dort lagert er sie in einem luftigen, aber überdachten Schuppen zum Trocknen.
Mit der Verarbeitung des Holzes beginnt er vor seinem Häuschen. Sein Arbeitsplatz ist durch einen weiten Dachvorsprung vor Regen geschützt. Hier hackt er die Stücke zunächst grob zurecht: die Länge, die Höhlung und den Buckel der Schaufeln sowie die Seitenwände der Multern.
Wenn er mit diesen Vorarbeiten fertig ist, kann er mit der feinen Ausarbeitung in seiner Werkstätte beginnen. Die Werkstatt ist ein kleiner Raum in seinem Häuschen. Hier hantiert er mit Stielmessern, Reifmessern und Schabern, die in allen Größen auf einem Stellen an der Wand hängen. An einer Schaufel arbeitet er ungefähr fünf Stunden.
Die fertigen Schaufeln und Multern werden im Trockenschuppen aufgehängt oder an der Hauswand aufgestellt.
Der Schaufelhacker hat viele Kundschaften. Die Bauern kaufen bei ihm Multern, Mostobstschaufeln, Futter- und Schneeschaufeln, die Müller Getreideschaufeln. Oft kommen aus den Städten Händler und bestellen viele Schaufeln in größerer Anzahl. Auch Malzschaufeln für die Bierbrauereien und Hopfenschaufeln für die Hopfenbauern werden gekauft. Schließlich gibt es auf dem Land viele Fleischhauer und Bäcker, die noch immer gerne die Multern verwenden: die Fleischhauer als Sautröge und die Bäcker für den Teig feinerer Bäckereien.
Die vielen Fabriken mit ihren wunderbaren Maschinen haben die meisten alten Gewerbe schon ausgerottet. Das Schaufelhackerhandwerk zu verdrängen, ist ihnen aber bisher nicht gelungen.
Quelle: Heimatkundliches Lesebuch, Bezirk Kirchdorf an der Krems
Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft des Pädagogischen Institutes des Bundes für Oberösterreich, Verlag Quirin Haslinger, Linz
ISBN keine
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
|