Ein Gottesurteil am Blahberg

Bald nach der Gründung des Stiftes ließ sich in der Nähe der altehrwürdigen Pfarrkirche zum hl. Amand eine Schar frommer Jungfrauen nieder, die durch Gebet, religiöse Übungen und durch ihrer Hände Arbeit Gott und den Mitmenschen dienten.

Abt Wolfhold, der in dieser Zeit dem Admonter Männerkloster vorstand, vereinigte die frommen Frauen zu einer klösterlichen Gemeinschaft, errichtete für sie nach St. Benedikts Regel ein eigenes Kloster und weihte es um 1120 zu Ehren der Heiligen Martin und Rupert ein. So entstand das Admonter Nonnenkloster. Abt Wolfhold hatte die Oberaufsicht. Er war ein heiliger Mann, ein Eiferer für strenge Klosterzucht, der auf die genaue Beachtung der heiligen Ordensregel und Einhaltung der klösterlichen Gewohnheiten schaute. Außer der Leitung des Admonter Doppelklosters unterstand ihm auch das Kärntner Frauenstift St. Georgen am Längsee, das er mit gerechter Strenge reformierte und oft visitierte. In einer so hohen Stellung – er war auch vom Salzburger Erzbischof zum Archidiakon für das obersteirische Ennstal ernannt worden – hatte er nicht nur viel Ehre, sondern noch mehr Kummer und Sorgen bei der Erfüllung so vieler verantwortungsvoller Aufgaben. Aber auch an Neidern fehlte es nicht und manche Kränkungen wurden ihm bereitet. Ja, böse Zungen und übelwollende Menschen verbreiteten eines Tages das Gerücht, Abt Wolfhold mißbrauche sein geistliches Amt und mache sich allerlei Vergehen in den ihm unterstellten Klöstern schuldig. Man warf ihm unlautere Absichten in seiner Amtsführung vor, verdächtigte ihn unehrenhafter Handlungen und verleumdete ihn in recht gehässiger Weise. Rasch verbreiteten sich diese Gerüchte und fanden da und dort auch offene Ohren.

Abt Wolfhold litt darunter seelisch ungemein schwer. Da erzählt die Legende, daß er seine Unschuld im Geiste der Zeit durch ein Gottesurteil (Ordal) bewiesen habe.

An einem Morgen stieg der Abt in Begleitung dreier Mönche auf den Blahberg, westlich von Admont, wo das Kloster seit den ältesten Zeiten ein Eisenschmelzwerk besaß. Dort ließ er nach vorausgegangenem Gebete, ein Stück glühendes Erz mit der Zange aus dem Röstofen herausholen und auf den Amboß legen. Im festen Glauben an seine Unschuld ergriff nun Wolfhold mit bloßen Händen das glühende Eisen und hob es langsam über sein Haupt, ohne sich auch nur im geringsten dabei zu verbrennen und zu verletzen. Kalter Schauder durchrieselte die Anwesenden und tief ergriffen standen sie in Ehrfurcht um ihren Abt, dessen Ehre und untadeliger Ruf durch dieses Gottesgericht wieder glänzend hergestellt war. Alsbald verbreitete sich überall hin die Begebenheit der Feuerprobe am Admonter Blahberg und ihr wunderbarer Ausgang, die des Abtes Unschuld an den Tag legte und die bösen Zungen zum Verstummen brachte. Als Muster heiliger Standhaftigkeit und reiner Sitten starb Abt Wolfhold nach manchen Demütigungen seitens seiner Gegner im Rufe der Heiligkeit am Allerheiligentage des Jahres 1137 in seinem geliebten Kloster Admont.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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