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Abt Engelberts Traumgesicht
Anfang des 14. Jahrhunderts brachte eine zwiespältige Königswahl wieder einmal traurige Zeiten über die deutschen Lande. Ein Teil der Kurfürsten hatte den Habsburger Friedrich den Schönen gewählt, die anderen den Wittelsbacher Ludwig von Bayern. Das ganze Volk war dadurch in zwei Parteien geteilt und hatte unter hohen Steuern, schrecklichen Verheerungen und langen Kämpfen um die Alleinherrschaft viel zu leiden. Zur Entscheidungsschlacht zwischen den beiden erwählten Königen kam es bei Mühldorf, einem salzburgisch-bayrischen Städtchen. Ein Teil der österreich-habsburgischen Truppen nahm den Weg über Admont, wo eine große Heerschau über die Truppen stattfand. In langen Reihen standen in den weiten Stiftshöfen die waffenstrotzenden Krieger mit ihren prächtig ausgerüsteten Pferden. Laut und lebhaft ging es in dem sonst so stillen Admonttale zu. Abt Engelbert, der damals dem Kloster vorstand, bewirtete gar fürstlich die vielen Ritter. Doch nichts Gutes ahnte er für den schönen Friedrich. Denn in einem Traumgesicht, so erzählt die Sage, habe der weise Abt bereits das Unheil über den Habsburger kommen sehen. Sein Kriegszug werde erfolglos sein und unglücklich enden. Beunruhigt stieg der Abt noch in der gleichen Nacht mit seinem berühmten Astrologen Bartholomäus, der damals in der Admonter Klosterfamilie weilte, auf den einsamen Stiftsturm, um aus dem Verlauf der Gestirne Friedrichs Schicksal und den Ausgang der Schlacht zu erkunden. Aber auch die Sterne deuteten nur auf Unglück. Wohl nahte sich von Ferne ein freundlicher Stern, allein derselbe wurde von täuschenden Unsternen aufgehalten. Kein Glück schwebt über Friedrich und seinem wiedersehen. Nach dieser nächtlichen Sternenschau verließen sie beim Morgengrauen betrübten Herzens den Turm. Auch der Lauf der Gestirne hatte den Traum des Abtes bestätigt. Hierauf verkündete Abt Engelbert dem Dienstmanne Friedrichs des Schönen sein Traumgesicht und alles, was sie aus den Sternen am nächtlichen Himmel gelesen hatten. Er mahnte zur Umkehr und ließ ihn warnen, von der Schlacht abzulassen, sie werde ihm nur Unheil bringen. Doch davon wollte Friedrich nichts wissen. In stolzer Siegeszuversicht zogen die habsburgischen Truppen über Salzburg gegen den Inn. Bei Mühldorf kam es in den Septembertagen 1322 zum blutigen Zusammentreffen mit dem Heere Ludwigs des Bayern. Mutig und voller Tapferkeit kämpfte Friedrich mit seinen Österreichern und Steirern in vorderster Reihe. Schon glaubte er die Schlacht gewonnen zu haben, da stieß unvermutet aus einem Hinterhalt der listige Burggraf von Nürnberg in die Flanke der Österreicher und verbreitete eine heillose Verwirrung unter ihnen. Die Schlacht war für Friedrich den Schönen verloren, so wie es der Admonter Prälat vorhergesagt hatte. Sehr viele Österreicher starben zu Mühldorf einen fröhlichen Reitertod, die anderen kamen in Gefangenschaft, auch Friedrich der Schöne. Auf der Burg Trausnitz dachte Friedrich zu spät an die wohlmeinende Warnung des Abtes Engelbert von Admont.
Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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