Der Natterriegel

In Hall bei Admont lebte vor Zeiten ein Prinz, dessen Vergnügen die Jagd war. Eines Tages begabe er sich in die Hallermauern auf die Gemsjagd. Trotz des strengen Verbotes, dort zu jagen, erlegte er einen feisten Gamsbock, den er auf dem Rücken heimtrug. Unterwegs wurde er von der schweren Last des Tieres müde. Er suchte eine Felsenhöhle auf, um darin ein wenig zu rasten. Vor Müdigkeit schlief er ein. Nach einer Weile weckte ihn aber ein merkwürdiges Geraschel. Als er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, sah er sich zu seinem Schrecken von lauter Schlangen umgeben, die giftig auf ihn loszischten. Er bekam Angst und wollte aus der Höhle flüchten, doch die Nattern krochen schnell zusammen und verriegelten so den Ausgang der Felsenhöhle. In seiner Not zündete er mit den vorhandenen, spärlichen Holzvorräten und dürren Ästen ein Feuer an, um so die Schlangen zu vertreiben. Doch das Gegenteil erreichte er damit. Als die Nattern die Wärme verspürten, wurden sie noch wilder, so daß sich der Prinz angsterfüllt ganz rückwärts in eine Nische der Felsenhöhle verkriechen mußte. Zusammengekauert beobachtete der das erregte Treiben der Schlangen, die sich ihm zischend immer mehr näherten. In seiner Verzweiflung warf er den erlegten Gamsbock auf das Natterngewürm. In wilder Gier stürzte sich die ganze Schlangenbrut auf das noch halbwarme Tier los und verzehrte es hastig. Dadurch wurde der Ausgang der Felsenhöhle frei und der Prinz ergriff eiligst die Flucht. Daheim angekommen, erzählte er noch voller Aufregung sein schaudererregendes Erlebnis mit den Nattern in jener Felsenhöhle der Hallermauern.

Seitdem heißt dieser Felsen „Der Natterriegel“.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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