Auf der Plesch

Dort zwischen den Zinnen und Spitzen,
von wilden Nelken umblüht,
Die schönen Waldfrauen sitzen
Und singen im Wind ihr Lied.

Am Pleschberg bei Admont hielten sich einst die schönen Waldfrauen auf. An heiteren Sommerabenden kamen sie, mit den schönsten Alpenblumen ihr goldblondes Haar bekränzt, gerne in die Nähe der Almhütten. Mit Vorliebe setzten sie sich dann zwischen die Hörner der Rinder und ließen sich so schaukelnd auf den grünen Matten umhertragen.

Dies sah einst ein roher Halter und war darüber sehr erbost. In seinem Zorn warf er ihnen seinen schweren Stock mit den großen eisernen Ringen nach und traf auch eine der Waldfrauen so stark am Kopf, daß sie schwer verwundet zu Boden stürzte. Darauf erhob sich ein furchtbares Stöhnen und Ächzen in den Lüften und lautes Jammern und Schreien ertönte im Walde. Gewitterwolken zogen am Himmel auf. Lautes Donnern durchdröhnte das Tal und der ganze Pleschberg erzitterte. Auf einem nahen Felsen erschien in diesen furchtbaren Augenblicken die verwundete Waldfrau, von Feuerflammen umlodert. Drohend sprach sie den Fluch über den Pleschberg: „So wenig wir durch unsere Belustigung den Kühen geschadet haben, ebensowenig Nutzen soll auch künftig diese Alm gewähren.“

Seitdem verödeten die Almen auf der Plesch und die klaren, frischen Bergwässer vertrockneten. Aus dem fetten Almboden wurde ein unfruchtbarer Bergrücken.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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