Entstehung der Wallfahrtsstätte Frauenberg a. d. Enns

Bei einem großen Hochwasser der Enns im Jahre 1404 wurde fast das ganze Admonttal überschwemmt. Die hochgehenden Fluten führten dabei eine schöne, aus Holz geschnitzte Marienstatue mit. Sie verfing sich aber in dem buschigen Ennsufer am Fuße des Kulmberges. Noch heute bezeichnet eine Bildsäule unweit vom Kulmer die Auffindungsstelle der Statue als den „Frauenberg—Ursprung“. Ein himmlischer Lichtstrahl, der in der Nacht diese Stelle besonders stark beleuchtete, führte zur Auffindung der Marienstatue. Eilends meldete man diese merkwürdige Begebenheit dem damaligen Abte Hartnid vom Stifte Admont, der unter Begleitung der geistlichen Herren und viel Volk die Statue in die Stiftskirche übertragen ließ und sie auf einem Seitenaltar aufstellte. Am nächsten Morgen war aber die Statue verschwunden. Niemand wußte, wie dies geschehen war. Am folgenden Abend bemerkten die Leute ebenfalls eine solche Lichterscheinung an der Enns und so fand man die Statue an der gleichen Stelle wieder. Sie wurde ein zweitesmal in die Stiftskirche getragen, doch auch am nächsten Morgen war sie abermals verschwunden. In der folgenden dritten Nacht sah man auf der Höhe des bewaldeten Kulmberges nahe der Enns einen hellen Feuerschein. Die Leute befürchteten einen Waldbrand und liefen eilends auf die Bergeshöhe. Doch zu ihrer großen Überraschung fanden sie unter Gesträuch und Bäumen die Marienstatue, von der das helle Leuchten ausging.

In diesen ganz wunderbaren Vorgängen sah man einen Wink Gottes und so erbaute Abt Hartnid auf dem Kulmberge eine Kapelle, in welcher er die Statue der Muttergottes mit dem Jesuskinde am zweiten Sonntage nach Ostern, noch heute im Volke der „Gnandensonntag“ genannt, zur öffentlichen Verehrung in feierlicher Weise aufstellte. Seit dieser zeit pilgern fromme Wallfahrer mit all ihren Anliegen vertrauensvoll zur Muttergottes auf den Kulmberg, der mit seinem prachtvollen Heiligtum als weithin bekannte und viel besuchte Wallfahrtsstätte zum heiligen Berg des Ennstales wurde.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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