Zwei Goldsucher am Reichenstein

Einmal begaben sich zwei Männer aus dem Gesäuse, mit Seilen ausgerüstet, zum Goldloch des Reichensteins. Der eine stellte sich am äußeren Rande des Loches auf und ließ den anderen mit dem Seil in die Tiefe. Doch als dieser fast am Grunde der Felsenhöhle war, entglitt dem Außenstehenden das Seil. Nun konnte der, welcher im Innern des Berges war, nicht mehr heraus. In seiner Not schaute er hilfesuchend in der dunklen Felsengrotte nach einem Ausweg. Siehe, da trat plötzlich aus einer Seitengrotte ein kleines Bergmännchen freundlich auf ihn zu und machte sich erbötig, ihn ins Freie zu geleiten. Gerne willigte der Schatzsucher ein. Das Männchen führte ihn im Berginnern zu einem herrlichen See, den sie mit einem Kahn überfuhren. Am anderen Ufer gelangten sie zu einer mächtigen Felsengrotte, in der unermeßliche Schätze von Gold lagen. Hier machte das Bergmännchen halt und sagte zu dem Fremden: „Nimm davon, soviel du willst!“ Das tat er auch und füllte sich seine Taschen mit Goldstücken. Sodann geleitete ihn das Bergmännchen noch durch mehrere dunkle Gänge zu einer Öffnung, die ins Freie führte. Als sich der Goldsucher umschaute, befand er sich auf der Ochsenpointneralm. Das freundliche Bergmännchen war aber verschwunden. Das viele Gold machte den Johnsbacher Goldsucher nicht glücklich. Er wurde ein großer Verschwender und starb bald in bitterem Elend.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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