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Beim toten Mann
In der Palfau gab es vor Zeiten viele Holzknechte. Einer davon war besonders flink, arbeitsam, überaus geschickt und sehr mutig. Ihm gelang alles. Darum war er auch sehr beliebt. Doch eines Tages verschwand er und kein Mensch wußte, was mit ihm geschehen war.
Es vergingen viele Jahre. Da kehrten eines Abends die Holzknechte vom Akogel zur gewohnten Stunde heim. Beim Brünnlein, das vom Akogel floß, hielten sie kurze Rast. Der Vorarbeiter schöpfte mit seinem Hute Wasser zum Trinken. Da bemerkte man auf einmal ein Knöchlein an seinem Hute und niemand konnte sich seine Herkunft erklären. Ein jeder der Holzknechte betrachtete es neugierig. Als es zum letzten kam, der unter ihnen der älteste der Holzknechte war, fing es an zu bluten. Auf das hin erbleichte dieser Holzknecht, und unter Zittern gestand er, daß er vor vielen Jahren den verschollenen Holzknecht aus Neid und Eifersucht mit einer Hacke am Fuße des Akogels zwischen Hebenstreit und Eschau erschlagen habe. Nach diesen Worten sank er um und war tot. Der ermordete Holzknecht geht aber ohne Kopf in der Nacht herum, gesellt sich zu den Wanderern, begleitet sie ein Stück Weges und mahnt besonders jene, die auf sündigen Abwegen wandeln, zur Umkehr. Die Mordstelle heißt noch heute „Beim toten Mann“.
Darum:
Hüte dich vor Übeltaten,
Wald und Feld kann dich verraten.
Hoch auf Bergen tief im Tal,
Gottes Aug‘ ist überall.
Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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