Die Pest im Trattenbachtal

Einst wütete die Pest gar grimmig im Trattenbachtal und in der weiten Umgegend. Da starben in der „untern Wänd“, wo jetzt das Messererwendner-Haus steht, alle Menschen bis auf einen Hütejungen, der zumeist weit draußen auf der Weide lebte. Als er einmal heimkam, sah er das schreckliche Wüten der Seuche und entsetzt floh er wieder von dannen. Zitternd und bangend vor dem grausen Tod irrte er umher und kam so in den „Kirschacher“. Todmüde sank er nieder zu kurzer Rast. Da hörte er plötzlich von einem Baum einen Vogel rufen: „Iß Bibernell, Enzian und Faldrian – dann stirbst nit so schnell und kimmst davon!“ Der Bub gehorchte der ratenden Stimme, suchte sich die Kräuter und aß sie. Nun kehrte er getröstet in die „Wänd“ zurück und begrub die Toten in einer Höhle am Fuße des felsens. Die entsetzliche Seuche aber ergriff ihn nicht.

Quelle: Heimatbüchlein von Ternberg;
Aus dem Nachlaß meines Vaters zusammengestellt von R. Neudorfer;
Im Selbstverlage des Verschönerungsvereines Ternberg-Trattenbach;
Vereinsdruckerei Steyr; Ternberg 1931

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