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Die Wendbacher Brunnensage
Im Wendbachtal lebte einst ein armes Weib mit seinem Dirnlein, Frieda geheißen. Neben dem einsamen Häuschen war ein tiefer Ziehbrunnen. Eines Tages wollte das Kind Wasser daraus schöpfen. Und weil es ungeschickt tat dabei, so fiel es hinein. Am Grunde sah es eine Fee, güldene Fischlein und einen schneeweißen Schwan. Die Fee sprach: „Willst Du bei mir bleiben? Der Schwan soll dir zu Diensten sein.“ Und das Dirnlein blieb. Einmal saß es so und sah zur Höhe. Da gewahrte es ein dunkles Pünktchen hoch oben am Grunde des Brunnens. Und es fiel ihm sein Wassereimer ein, der ihm ins Wasser gefallen war. Es sprang sogleich hinauf und kam so wieder auf die Erde. Täglich erschienen nun drei Fischlein dem Kinde im Traum und sagten: „Komm gleich wieder zur Fee, sonst wird sie böse.“ Friedl aber kam nicht. Darob geriet die Wasserfee in großen Zorn und warf schwarzes Pulver ins Wasser. Davon wurde das Vieh vergiftet. Darüber gerieten die Leute der gegend in großen Zorn; denn sie gaben dem Kinde die Schuld. Da ging dieses zur Sonne und bat: „Sonne, liebe Sonne, hilf!“ Und diese riet ihm, sich wieder ins Wasser zu stürzen. Es tat, wie ihm die Sonne gesagt, und kam so wieder zur Fee. Diese war sehr erfreut darüber und sagte: „Jetzt hast Du mich erlöst!“ Das Mägdlein wurde sehr, sehr reich beschenkt und konnte wieder heim zur Mutter.
Quelle: Heimatbüchlein von Ternberg;
Aus dem Nachlaß meines Vaters zusammengestellt von R. Neudorfer;
Im Selbstverlage des Verschönerungsvereines Ternberg-Trattenbach;
Vereinsdruckerei Steyr; Ternberg 1931
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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