Die Schatzsucher in der Kreidelucke

Oefters kam es vor, dass die geldgierigen Schatzsucher nicht nur mit leeren Händen zurückkamen, sondern auch von den Geistern der Unterwelt gewarnt wurden.

14 Oesterreicher giengen einst in die Kreidelucke, um den dortigen Schatz zu beheben. Nach langem Wandern kamen sie zu einem finsteren See, über den als Steg ein dünner Baum gelegt war. Drüben stand eine grosse Eisenkiste, auf welcher ein schwarzer Hund sass, der die Schlüsseln im Maule trug. Auf der anderen Seite nahten 14 Steiermärker, die gleichfalls den Schatz beheben wollten.

Einer der ältesten Schatzsucher las die Beschwörung und als er zu Ende war, hörten sie eine näselnde Stimme rufen: „danhe, danhe!“ Nun wussten sie nicht, sollte dieses Wort „daher“ oder „danhin“ = hinweg bedeuten. Zugleich rollte ihnen eine Kegelkugel unter die Füsse. Die Schatzsucher nahmen dieselbe und warfen sie in‘s Wasser. Da hörten sie auf einmal die prächtigste türkische Musik, die sich denken lässt. Zugleich verbreitete sich in der Höhle ein taghelles Licht, das so stark war, dass man sogar ausserhalb dasselbe wahrnahm und noch im nächsten Hause jede Tannennadel sehen konnte.

Da sich aber keiner über den schmalen Baum zu gehen wagte, mussten die Schatzsucher wieder mit leeren Händen umkehren; doch kamen sie wieder wohlbehalten aus der Höhle hervor.

Quelle: Hinterstoder mit dem Stoderthale; Kleine Orientierungs-Darreichung von A. N. Gerhofer; Selbstverlag; Linz, Druck von S. Tagwerkers Witwe [um 1891]

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