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Der Alperl
Der Alperl ist ein echter Alpengeist, er zieht im Herbste, wenn das leichtfertige Volk der Schwaigdirnen zu Thale gefahren ist, in die verlassenen Hütten ein, um als Rächer der geschehenen Uebelthaten und als Hüter . des Naturfriedens zu walten. Wenn die Schwaigerinnen ein ausschweifendes Leben führten, wenn durch ihr Verschulden ein Unglück geschehen, oder gar, wenn jemand in unredlicher Absicht auf die Alm kommt, so macht sich der Alperl diesen Leuten fürchterlich und vertreibt sie von der Alpe, ohne Schaden anzurichten, denn er stellt die Milchgeschirre, mit denen er herumrumort, hernach wieder säuberlich auf ihren Platz. Deshalb, und weil er das Gesinde von losen Streichen zurückschreckt, wird er von den Bauernleuten eher geschätzt als gefürchtet. Wenn sie von der Alm abfahren, lassen sie ihm dafür eine gute Milchspeise auf dem Tische zurück.
Quelle: Hinterstoder mit dem Stoderthale; Kleine Orientierungs-Darreichung von A. N. Gerhofer; Selbstverlag; Linz, Druck von S. Tagwerkers Witwe [um 1891]
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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