Jäger und Alperl

Auf die Jäger, die Störer des Waldfriedens, hat es der Alpengeist ganz besonders abgesehen. Es ist ihm besondere Genugthuung, wenn er einen dieser Unholde abends aus seinem Bezirke verscheuchen kann. Ein Jäger kam spät auf eine Alpe um zu übernachten. Eben machte er Feuer, als er in der Milchkammer ein Geräusch hörte. in der Meinung, es seien Wildschützen, öffnete er die Thüre, und wollte hineinsehen. Wrrbum, flogen ihm die Milchstüzeln (Stürzen) entgegen. An diesem Geschosse erkannte der Jäger, mit wem er es zu thun hatte: mit dem Alperl. Er flüchtete aus der Hütte, die Berglehne hinauf. Aber auch dort flogen ihm die Milchstützeln noch immer auf den Rücken, geworfen von unsichtbarer Geisterhand; erst drüber der Almgrenze blieb er unbehelligt. Er übernachtete in der nächsten Alm. Am folgenden Morgen sah er in der ersten Hütte nach; es fehlte kein einziges Milchgeschirr auf seinem Platze.

Quelle: Hinterstoder mit dem Stoderthale; Kleine Orientierungs-Darreichung von A. N. Gerhofer; Selbstverlag; Linz, Druck von S. Tagwerkers Witwe [um 1891]

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