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Die Wetterlucken
Wetterlucken sind senkrecht in unbekannte Tiefen führende Erdlöcher oder Spalten. Wirft man einen Stein hinab, so hört man oft lange, oft keinen Aufschlag. Aber es ist nicht rathsam, Steine hinabzuwerfen, denn bald darauf steigt aus dem Schlunde ein kleines Wölklein (,‚Nebel“) auf, das zur Wetterwolke wird, den Frevler ereilt und ihn und das Thal mit einem Wettersturz, ja mit einem Hagel straft. Wenn sich die Schwaigerinnen gegen lang andauernde Trockenheit nicht mehr anders zu helfen wussten, so griffen sie zu diesem allerdings gewagten Mittel. —
— Vom alten Riener in Hinterstoder erzählt man, dass er beim Krautsetzen, wenn kein Regen in Aussicht stand, zu seiner Wetterlucke hinaufgieng und sich auf obige Weise half. Will man nützliches Wetter, ergiebigen Regen, so werfe man Brot, will man Hagel, so einen Stein in die Wetterlucke.
Quelle: Hinterstoder mit dem Stoderthale; Kleine Orientierungs-Darreichung von A. N. Gerhofer; Selbstverlag; Linz, Druck von S. Tagwerkers Witwe [um 1891]
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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