Wie der Name Klagenfurt entstand

Der Name Klagenfurt wird von einer Furt über die Glan, den an der Nordseite der Stadt dahinziehenden Fluß, abgeleitet. Nach dieser Furt soll die Stadt Glanfurt geheißen haben, bis eine Begebenheit die Bürger bewog, ihren Wohnort umzutaufen.

Ein Bäckermeister legte die zum Getreideeinkaufe vorbereiteten Geldsäcke auf die Mehltruhe; diese öffnete ein Lehrjunge, ohne zu bemerken, daß hiebei das damals kleine und leichtwiegende Geld in den Mehlstaub hinter der Truhe hinabrollte. Als der Meister das Geld vermißte, suchte er erst gar nicht, sondern bezichtigte sogleich den armen Jungen des Diebstahls und zeigte ihn beim Richter an. Dieser und die Gerichtsschöppen verurteilten denselben anfänglich zur Folter und nach dem auf dieser erzwungenen Geständnisse zum Galgen. Das Urteil wurde vollzogen. – Gleich darauf wurde, als man in des Bäckers Haus, wohl um dem versteckten Raub nachzuspüren, die Mehltruhe wegrückte, das vermißte Geld gefunden. Jetzt war es klar, was für eine Bewandtnis es mit dem vermeintlichen Diebstahl habe.

Der Meister geriet in Raserei.

Der Richter mit dem Rate aber wußte nicht anders den Justizmord zu sühnen, als daß er durch feierliches Begräbnis und Opfer gleichsam um Vergebung für sich bei dem ewigen Richter of der begangenen Blutschuld flehte.

Die ganze Bürgerschaft aber beschloß einstimmig zur Mahnung, daß sie nie wieder ihre Hände mit solch himmelschreiender Ungerechtigkeit besudle, daß hinfort der Ort „Klagenfurt“ heißen und sich so die Klage wegen der begangenen Tat auf die spätesten Enkel vererben solle.

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.

 
designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin