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Das Sindhoferkreuz
Das Sindhoferkreuz steht an der Amstettner Straße in der Pfarre St. Georgen am Ybbsfeld. Vor langer Zeit soll an dieser Stelle jeden Abend der Teufel auf einer hellbrennenden Heufuhre, der zwei Schweine vorgespannt waren, erschienen sein. Da beschlossen die Bauern von St. Georgen, das schreckliche Gespenst zu beschwören. Dazu waren zwölf Männer erforderlich. Weil aber jeder, der den Teufel beschwören will, ein sündenfreier Mensch sein muß und alle zwölf Bauern nicht in diesem Zustand waren, nahmen sie als dreizehnten den Pfarrer von St. Georgen am Ybbsfeld mit. Als der Pfarrer beim Sindhoferkreuz eintraf, befand sich auch der ungläubige Schmied von Perasdorf unter den Bauern. Der Schmied war mit einer knallroten Weste bekleidet. Der Pfarrer wollte den Teufel mit dem Kreuz in der Hand beschwören, doch dieser rief ihm höhnisch zu: "Auch du hast einmal deiner Mutter ein Ei gestohlen!" Da sprach der Priester: "Das Ei habe ich genommen, damit ich Feder und Tinte kaufen konnte, um den Namen Jesus zu schreiben." Daraufhin verschwand der Teufel mit seinem Höllenfuhrwerk und brüllte dabei: "Ich gehe, aber der mit der roten Weste ist mein!" Nach einigen Tagen fand man den Schmied von Perasdorf auf der Türklinke seines Hauses erhängt auf. Die Leute sagen, daß der Enkel des Schmiedes heute noch den Strick aufbewahrt habe. (Nach Heimerl, Herbst, Hoffer.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, N.Ö.
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