Der Zeichenstein auf dem Sonntagberg

In der schönen Wallfahrtskirche von Sonntagberg sieht man, von einem Eisengitter umgeben, eine Steinplatte, darauf einen steinernen Brotlaib. Diese Platte wird im Volksmunde der Zeichenstein genannt. Daran knüpft sich folgende Sage. Vor vielen, vielen Jahren war der Gipfel des Sonntagberges, damals Salvatorberg genannt, mit einem dichten Wald bedeckt. Nur manchmal gab es kleine Wiesenfleckchen, auf denen Hirten ihre Herden weideten. Eines Tages verlor ein Hirte auf dem Sonntagberg seine Herde. Verzweifelt suchte er den ganzen Tag die ihm anvertrauten Tiere, allein die Tiere blieben unauffindbar. Mit letzter Kraft stieg der Hirte auf den Gipfel des Berges und betete bei der Steinplatte zu Gott um Hilfe. Erschöpft schlief der Hirte ein und Gott zeigte ihm im Traume die Wiese, auf der seine Herde weidete. Als der Hirte aufwachte, eilte er zu der bezeichneten Stelle und fand auch zu seiner großen Freude alle seine Tiere auf. Voll Dankbarkeit eilte der Hirte trotz seines Hungers wieder auf den Berggipfel zurück, um Gott für die Hilfe zu danken. Doch, welch neues Wunder! Auf der Steinplatte lag ein weißer Brotlaib, mit dem er sich stärken konnte. Als er dies dem Volke mitteilte, erkannten alle, daß Gott einen Ort auserwählt habe, wo bedrängte Christen Schutz und Hilfe finden konnten. Daraufhin wurde an der Stelle des Zeichensteines die Sonntagberger Wallfahrtskirche erbaut, die heute noch vielen frommen Pilgern Schutz und Hilfe bringt. (Nach Heimerl, Herbst, Pöttinger und Schwetter.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

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