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Die Kindsmauer
Ein alter Knecht, der in Hochschlag bei Hollenstein bedienstet war, wollte einmal in der Nacht vom Hause Edenhub nach Hochschlag gehen. Da hörte er oberhalb des Weges, ungefähr 600 Meter vor dem Gsenghäusl, in den Felswänden ein Kind jämmerlich schreien. Er ging bis zum Wirtshaus Kalchau zurück und wollte dort Hilfe holen. Es gelang ihm aber nicht, dort jemand zu wecken. Inzwischen war es aber ganz finster geworden, und er hörte in der Ferne ein schauerliches Getöse. Als er endlich, nach langem Umherirren, erst am nächsten Morgen wieder in die Nähe jener Stelle kam, da sah er, daß eine Steinlawine niedergegangen war und ihn erschlagen hätte, wenn er in der Nacht seinen Weg weiter verfolgt hätte. Der Felsen heißt aber heute noch im Volksmund die "Kindsmauer". (Pschorn.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, N.Ö.
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