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Wie die Frauenburger den Bock pfändeten
Die Bewohner von Frauenburg und Tolkemit am Frischen Haff in Ostpreußen waren einander spinnefeind und taten sich auch gern hie und da gegenseitig einen Schabernack an. So trug es sich einmal zu, daß ein Tolkemiter Bock in das Gebiet der Stadt Frauenburg sich verlief und dort von Leuten abgefangen wurde. Weil sie hofften, für das schöne Tier ein gutes Pfandgeld einsäckeln zu können, steckten sie es in ihren Pfandstall. Das Pech wollte es aber, daß der Stall um diese Zeit keinen festen Verschluß besaß, denn die Tür war nur mit einer großen gelben Rübe zugesteckt worden, deren Geruch dem feisten Bock in die Nase drang. Er reckte den Kopf zum offenen Stallfenster hin- aus und begann den wohlschmeckenden Riegel anzubeißen und Stück für Stück mit großem Behagen zu verschlucken. Nun war es ihm ein leichtes, dem finsteren Loch zu entrinnen und das Weite zu suchen. Er fand auch glücklich den Weg nach Tolkemit.
Als die Bewohner dieser Stadt später von dem Abenteuer des Bockes hörten, lachten sie die Frauenburger weidlich aus und nannten sie von der Zeit an Bockstecher oder Bockstößer. "Er ist in den Bockstall geraten", sagt man heute noch, wenn jemand nach Frauenburg gekommen war.
Quelle: Schelme und Narren; Josef Pöttinger; Verlag Ferdinand Ertl Wien; 1941
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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