GOLDENE ÄPFEL

In alten Zeiten lebten ein Mann und eine Frau, die einen Sohn hatten. Als die Mutter verstarb, trat bald eine Stiefmutter an ihre Stelle. Dann wurde auch der Vater abberufen und der Knabe bleib allein mit der Stiefmutter. Die war sehr böse. Sie ließ ihn wie einen wilden Obstbaum aufwachsen und zu essen gab sie ihm nichts. Einmal buk sie einen Laib Brot; da ergriff der Knabe das Brot und lief damit weg in ein wüstes Gebirge.
Dort ließ er sich nieder und weinte; er meinte, sobald er das Brot aufgegessen haben würde, müsse er Hungers sterben. Er weinte sich beinahe die beiden Augen aus – dann erhob er sich schließlich, ging weiter und kam zu einem verlassenen Gottesacker. Dort ließ er sich an einem Grabe nieder und begann das Brot zu essen.
Da öffnete sich das Grab und ein Toter sprang hervor, setzte sich zu dem Knaben und bat ihn um ein Stück von dem, was er aß – und der Knabe gab es ihm. Der Tote sprach: „Mein Sohn, schau dort auf den Birnbaum; was du dort siehst, gehört dir.“ Der Knabe erblickte dort in den Ästen hängend ein Schwert. Er kletterte hinauf und nahm das Schwert an sich. Der tote legte sich wieder in sein Grab und die Erde schloß sich über ihm.
Der Knabe setzte sich an das Nachbargrab und aß dort weiter. Auch dort kam ein Toter hervor, und auch der wollte von dem Brote haben und bekam es. Zum Dank wies er dem Knaben wieder auf den Birnbaum hin: was er dort sehe, werde ihm von Nutzen sein.

Quelle: Slowakische Märchen; nacherzählt von Robert Michel und Cäcilie Tandler; Wilhelm Andermann Verlag Wien; 1944

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