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Der Ritter von Horweix (Marbach am Wald)
10 Kilometer südwestlich von Zwettl erhebt sich der höchste Berg dieser Großgemeinde, der 804 Meter hohe Hochberg. An seinem Fuße liegt malerisch hingestreckt der nur sieben Häuser zählende Ort Hörweix.
1359, so erzählt eine alte Urkunde, besaß hier das Bürgerspital zu Weitra „Gülten“, die später Herzog Rudolf als freie Eigen erklärte. Der Ort hieß damals Herweigs, 1569 wird er Hörwaitz genannt. Die Grundlage für den Ortsnamen dürfte der althochdeutsche Personenname Heriwig sein. Im 17. Jahrhundert besitzt die Pfarre Marbach am Wald das Recht, hier den Zehent einzuheben. 1765 wird berichtet, daß der Bischof von Passau den Karl Josef von Hackelberg mit dem Ort belehnt.
Spricht man mit den Bewohnern des kleinen Ortes von alten Zeiten, so hört man immer wieder, daß einst auf dem Hochberg eine mächtige Burg gestanden haben soll. Von dieser und von dem Ritter, der sie bewohnte, erzählte man folgende Sage:
Prunksüchtig und mächtig war er, der Ritter der Burg Hochberg. Die letzten Groschen preßte er aus den Taschen der Bauern der umliegenden Dörfer, um sich damit schöne Gewänder zu kaufen, seine Zimmer auf das Wertvollste einzurichten und sich die prunkvollsten Waffen und Rüstungen anzuschaffen.
Eines Tages kam er auf den Gedanken, sich eine Rüstung aus purem Gold anfertigen zu lassen. Er ließ die Goldschmiede des ganzen Landes zusammenrufen und versprach ihnen hohen Lohn, wenn sie eine solche Rüstung machen könnten. Nach langer Arbeit gelang denen das Werk. Sie erzeugten eine herrliche Rüstung aus reinem Gold, die jedoch einen Nachteil hatte, sie war schwer, sehr, sehr schwer.
Kaum war die Rüstung fertig, da beschloß der Ritter auszureiten, um diese allen Leuten zu zeigen. Er ließ sein größtes und stärkstes Pferd aus dem Stall holen und satteln. Seine Knappen halfen ihm beim Anlegen der goldenen Rüstung und hoben ihn zuletzt auf das Pferd, das unter dem Gewicht fast zusammenbrach. Dann ritt der Ritter langsam von der Burg zu den Dörfern hinab. Die Leute glaubten, ein Stern falle vom Himmel, so glänzte er im Sonnenschein.
Schließlich erreichte er in der Nähe des Ortes Hörweix eine große Wiese, die im Volksmund „die Quantenwiese“ genannt wird. Diese Wiese war sehr sumpfig und moorig und wurde deshalb von den Leuten gemieden. Als er sein Pferd in diese Wiese lenkte begann es, durch das große Gewicht, das es zu tragen hatte, einzusinken. Der Ritter, der die Gefahr erkannte, stieg mit Anstrengung vom Pferd und versuchte zu Fuß zu entkommen. Aber vergeblich. Die schwere, goldene Rüstung zog ihn nach unten. Und so versanken Ritter und Pferd im Sumpf.
Doch scheint der Ritter in seinem feuchten Grab keine Ruhe zu finden. Angeblich kehrt er jährlich einmal auf den Hochberg zurück. Es soll dies am Tag der Sommersonnenwende sein. Dann sucht er seine im Berg versteckten Schätze auf und überprüft, ob noch alles vorhanden ist. Sollte ihm dabei einmal ein Mensch begegnen und ihn von seiner Rüstung befreien können, so würde er ihn damit erlösen und der Ritter würde ihm zum Dank all seine Schätze schenken.
Schon oft haben Leute versucht, den Ritter am Sonnwendtag zu überraschen. Man hört heute noch: „Jetzt is des Schotzloch wieda offn. Heut‘ in der Nocht sollt ma auf‘n Berg geh!“ Die meisten lachen darüber, doch einige scheinen es wirklich ernst zu nehmen. Und so geistert auch heute, in unserer modernen und aufgeklärten Zeit, der Ritter vom Hochberg in den Köpfen einiger Leute herum.
Hörweix bildet mit den Orten Marbach am Wald, Klein Marbach, Merzenstein, Annatsberg, Rottenbach und Uttissenbach die Pfarre Marbach am Wald, die schon 1338 urkundlich erwähnt wird. Besonders sehenswert ist die Pfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert und neben ihr im Friedhof die St. Annen-Kapelle, die rein romanisch erbaut, eines der ältesten Bauwerke weit und breit ist. Sie dürfte um 1135 errichtet worden sein. Marbach am Wald gehörte damals zum Besitz der Zweifler Kuenringer, die den Ort einem Udalrich von Marbach als Lehen übergeben hatten (1145). 1347 wurde Marbach bei einer Erbteilung dem Leuthold von Kuenring zugesprochen, kam später an die Starhemberger von Rappottenstein und 1556 an deren Nachfolger, die Herren von Landau, welche ihren Marbacher Besitz am Anfang des 17. Jahrhunderts verkauften.
Der Ortsname Marbach läßt zwei Deutungsmöglichkeiten zu. Entweder bezeichnete man damit einen Grenzbach (Grenze —mundartlich „Moari“) oder einen sumpfigen Bach aus dem Mittelhochdeutschen „mar“ — der Sumpf.
Quelle: Waldviertler Heimatbuch, Helmut Sauer, Verlag Josef Leutgeb, Zwettl, 2. Auflage 1977, Band I
ISBN ohne Nummer
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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