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Die Sage vom Schimmelsprung
Blickt man von Gars aus nach Westen, so sieht man auf hohem Fels, an die 90 m über dem Kampbett, die Mauerreste der ehemaligen Burg Schimmelsprung.
Hier hauste vor vielen Jahren ein böser Ritter, ein Raubritter, der weit und breit gefürchtet war und dessen Hauptbeschäftigung darin bestand, Handeisreisende auszurauben, Dörfer zu überfallen und zu plündern und reiche Leute gefangenzunehmen, um von ihnen Lösegeld zu erpressen. Niemand getraute sich, etwas gegen ihn zu unternehmen, da er, so erzählte man, mit dem Teufel im Bunde sei. Schließlich trieb er es aber gar zu arg und raubte aus einer Kirche die heiligen Meßgefäße.
Als dies bekannt wurde, da packte die Leute der ganzen Umgebung gerechter Zorn. Von ringsum kamen die Bauern zusammen, bewaffneten sich und rückten unter Führung einiger gutgesinnter Ritter gegen die Burg vor.
Schon nach kurzer Zeit war diese völlig eingeschlossen und man ging an die Belagerung. Schleudermaschinen warfen große Steine gegen die Mauern, mit mächtigen Baumstämmen versuchten die Belagerer die Tore einzustoßen und ganze Wolken von Brandpfeilen wurden auf die Dächer der Burg geschossen.
Der Raubritter und seine Leute wehrten sich tapfer, doch konnten sie nicht verhindern, daß die Tore zusammenbrachen und die Dächer in Flammen aufgingen. Schließlich stürmten die Belagerer mit großem Geschrei in den Burghof, um den Ritter endlich zu erwischen und für seine Missetaten büßen zu lassen.
Als dieser sah, daß es keinen Ausweg mehr gab, sprang er auf sein Roß, einen mächtigen Schimmel, und versuchte zu entfliehen. Er mußte jedoch bald erkennen, daß ihm das unmöglich war. Zu nahe waren schon seine Feinde. Da lenkte er sein Pferd zu den steil ins Kamptal abfallenden Felsen, gab ihm die Sporen und es sprang mit einem weiten Satz in die Tiefe, wo Roß und Reiter zerschellten. Die Burg wurde völlig zerstört und nicht mehr aufgebaut. Heute besuchen viele Wanderer die Ruine und blicken schaudernd in die Tiefe, in die einst Pferd und Reiter hinunterstürzten.
Quelle: Waldviertler Heimatbuch, Helmut Sauer, Verlag Josef Leutgeb, Zwettl, 2. Auflage 1977, Band I
ISBN ohne Nummer
© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.
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