Von Schätzen und Schatzgräbern

Von Raubrittern erzählt man, die ihr zusamn-lengestohlenes Vermögen einmauern ließen, und sogar der Räuber Johann Georg Grasel soll noch irgendwo im Waldviertel viel geraubtes Gut verborgen haben.

Es berichten Sagen und Geschichten von Truhen voll Silber, Gold und edlen Steinen, die in alten Burgen und Ruinen, in tiefen Brunnen, in hohlen Bergen und großen Höhlen versteckt sind. Wer nun glaubt, es wäre sehr einfach, sich all den Reichtum zu holen, der irrt gewaltig. Sind doch der Sage nach die Schätze meist von kleinen Männchen, von Riesen und Zwergen, von großen Hunden mit glühenden Augen, von weißen Frauen oder gar von Riesenschlangen bewacht.

Ein richtiger Schatzgräber muß vieles wissen, wenn er an die Arbeit geht, damit ihm dabei nichts Böses widerfährt.
So ist es unbedingt notwendig, beim Schatzgraben ja den Mund zu halten und kein Wort zu reden, was immer ringsum auch geschehen mag, sonst könnte es einem schlecht ergehen und die Arbeit wäre umsonst gewesen.

Viele Schätze sind auch nur an bestimmten Tagen im Jahr oder gar nur alle 100 Jahre zu heben. Sonntagskinder haben es dabei einfacher, finden sie doch leichter Ort und Stelle, wo etwas teckt ist und werden auch nicht so sehr von den „geisterhaften Bewachern“ belästigt.

Viele Reichtümer können wieder nur von solchen Leuten geborgen werden, die als kleine Kinder in einer Wiege aus bestimmtem Holz lagen.

Es wird erzählt vom Hochberg bei Hörweix, wo der „goldene Ritter“ sein Gold verborgen hält, von den Ruinen der Burg Weinsberg, wo das „verwunschene Fräulein“ seinen Schatz bewacht, vom Eulenberg Litschau, in dem eine ganze Stadt mit all ihren Reichtümern versunken sein soll, und natürlich auch von der geheimnisvollen „Vierziger Ried“ bei Langenlois, wo die Zwergerl in tiefen Lößkellern Gold und Edelsteine verbergen.
Selbstverständlich gibt es auch noch eine Menge anderer Orte im Waldviertel, wo man der Sage nach etwas finden kann. So spricht man, daß in der Nähe von Perndorf bei Schweiggers ein großer Schatz von einem grauen Männlein bewacht wird. Bei Grünbach in der Nähe von Rappottenstein sollen in den unterirdischen Gewölben eines versunkenen Schlosses Truhen voll Gold und Silber stehen. In einem geheimnisvollen Keller der Ruine Hartenstein im Kremstal befinden sich angeblich ein goldener Sessel und ein Sack voll Dukaten; ein ebensolcher Sessel soll auch unter der Kirche zu Siebenlinden aufzufinden sein.

Wer gern Kegel spielt, der könnte die goldenen Kegel und Kugeln suchen, die vermutlich im Brunnen der Ruine Schönberg am Kamp liegen. Großen Reichtum würde es auch bringen, die Stelle im Flußbett der Ysper zu entdecken, von der das ganze Gold stammt, das dieser Fluß in die Donau schwemmt und das man dann „Donaugold“ nennt.

Eine richtige Schatzgegend ist auch bei Limbach in der Nähe von Schweiggers. Hier bewachen angeblich „Bergmannderl“ einen großen Silberschatz in der „Teufelsluck‘n“, während ein Stück abseits davon im „Teufelsgraben“ der Raubritter Rolf von Schauenstein sein zusammengestohlenes Vermögen versteckt haben soll.

Die Ruinen der Burg Eibenstein beherbergen ebenfalls einen großen Schatz, nach dem schon oft gesucht wurde, wobei man aber nur eine Menge Bleirohre fand.

Unter der Ruine Arbesbach, dem „Stockzahn des Waldviertels“, soll es unterirdische Räume geben, in denen Gold und Silber in Haufen liegt. Auch in den Ruinen um Gars am Kamp (Thunau, Schimmelsprung) vermutet man verborgene Kostbarkeiten, ebenso in der Horashöhle bei Altenburg, in der „Rotleite“ zwischen Groß-Siegharts und Ellends, im Sandlberg bei Weißenkirchen in der Wachau und im alten aufgelassenen Silberbergwerk bei Hardegg.

Man könnte die Reihe der Plätze, wo man Schätze vermutet, beliebig fortsetzen, gibt es doch kaum einen größeren Ort im Waldviertel, wo einem alte Leute nicht sofort eine Sage über versteckte Kostbarkeiten erzählen können. Wenn man dem Glauben schenkt, so dürfte wohl einer der reichsten Schätze in der Nähe der Schützenmühle verborgen sein.

Quelle: Waldviertler Heimatbuch, Helmut Sauer, Verlag Josef Leutgeb, Zwettl, 2. Auflage 1977, Band I
ISBN ohne Nummer

© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, NÖ.

 
designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin