Nachdenklich

Manchmal tun sich einfach Fragen oder Gedanken auf, wenn man durch die Natur streift. Ob sinnvoll oder nicht, sie beschäftigen einen, auch wenn man keine Antworten findet.Für mich sind diese Gedanken Teil des Erlebens - und es ist nicht wirklich wichtig, Antworten zu finden oder die Gedanken zu einem "Abschluß" zu bringen. Wichtig ist, das Erlebte zu bemerken, mitzunehmen und sich daran zu Erinnern.

Mistelnest

Das Morgengrauen ist grade vorbei - die Kamera hab ich mittels Knöpfchendrehen dazu überredet, alles ein wenig heller zu machen als es in Wirklichkeit ist, um es herzeigen zu können. Und so stapfe ich knirschenden Schrittes durch einen Kältesee, dessen Boden nur wenige Zentimeter tiefer liegt als die umgebenden Wiesen und Felder - und wo daher der Schnee das niedergedrückte Schilf immer noch bedeckt .... eine mit Mistelkugeln dicht besiedelte Weide winkt mich näher ...

 

Mittendurch

Die mächtige Weide, deren Stamm zweigeteilt ist, liegt mir mitten im Weg - und so gehe ich auch einfach "mittendurch", denn das alte Laub hat einladend einen schmalen Pfad gebildet. Ein wenig drübersteigen, ein wenig festhalten, ein wenig bücken .... die Weide macht mich klein und - demütig; aber auf eine durchaus freundliche, einladende Art, wie mir scheinen will .....

Basilika Sonntagberg

Aus dem Wolkennebel schälen sich Äste, ganze Bäume. Still ist es ringsum, alle vernehmbaren Geräusche dringen nur gedämpft ans Ohr, werden nur ganz leise wahrgenommen, bleiben im Hintergrund. Die Schritte höre ich, die eigenen, ... und irgendwo singt eine Drossel unlustig ein kurzes Lied, als wolle sie proben, wie weit man sie hören kann. Zwischen Häusern gehe ich durch, eine Stiege taucht vor mir auf, die ich hinaufgehe ...
Aus dem Nebel steigt eine mächtige Fassade empor, die eigentlich rosa gefärbt sein sollte. Das Ziel so mancher Pilgerschar, ein Portal, das in Erstaunen versetzt, von einem Meister seiner Zunft entworfen, geplant und verwirklicht. Jakob Prandtauer, der Dombaumeister, aus dessen Gedanken auch Stift Melk entsprungen ist ..... dieses Portal nimmt mich auf, verschluckt mich - und ich lasse mich verzaubern vom Inneren ...

Basilika Sonntagberg

Erinnern ...

In der roten Abendsonne sitzen, stillhalten, innehalten ... die Ruhe geniessen, die Zeit an sich vorbeigleiten lassen, sich erinnern an Zeiten, wo das Eisen erst entdeckt und die Schmiedekunst erfunden wurde ... Schatten der Vergangenheit ... Pflug ... Schwert ... Rüstung ... Eroberung ... Unterwerfung ... Sklaverei ... Landbau ... rostige Erinnerung ...

Etwas ist anders ...

Irgendetwas ist anders diesmal ... steil geht es bergauf bei sengender Sonne, weit geht es über den Bergkamm hinweg, Gipfel reiht sich an Gipfel, dazwischen gehts immer wieder tief hinunter. Das Kalkgebirge ist schroff, nicht sanft geschwungen .... der Weg 14 Stunden lang nach den Wegweisern für die Wanderer, etwa in der Mitte eine Biwakschachtel ...

Schon oft habe ich diesen Weg begangen. Manchmal sogar in einem Tag ... der Atem geht normal, das Herz klopft normal, der Schweiß ist normal ... nur das Steigen will heute nicht so recht! Bergab ist alles normal, gradeaus ist alles normal ... Nur bergauf ... nur kurze Wegstrecken sind möglich, dann ist eine matte Pause notwendig.

Es irritiert - kein Trick, keine Atemübung, kein Mantra, kein konstantes Gehen ... nichts hilft ... es bleibt mühsam.

Der Weg dehnt sich auf doppelte Länge der Zeit ... die Dämmerung beginnt und das Ziel, die Biwakschachtel, ist noch weit ... die Berge der benachbarten Gebirgsstöcke winken herüber - lustlos drücke ich auf den Auslöser, das Bild zeigt dennoch die Schönheit der Berge ...

Im Sengsengebirge

... aber irgendetwas ist anders diesmal ....

Allein unterwegs ...

Einige Tage allein im Gebirge von Hütte zu Hütte zu gehen, ist immer eine Herausforderung - und kann eine innere Einkehr sein oder werden. Das Wetter ist immer ein wenig ungewiß - die Nachmittage schnell gewittrig oder regnerisch. Die Wege und Steige sind oft schmal, manchmal steil, und so manche Stellen sind für wenig geübte unbezwingbar: sei es wegen der Ausgesetztheit, sei es wegen der Rutschigkeit bei Regen, sei es wegen der Tagesverfassung ...
Schon mehrmals bin ich diesen langen Weg von 5 Tagen gegangen, bei Hitze, bei Regen, bei Gewitter, bei bewölktem Himmel, mal schnell, mal gemütlich - nie ist der Weg gleich, aber immer ist es ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Immer wieder bietet er neue Überraschungen, neue Begegnungen, neue Erkenntnisse ... und immer andere Passagen laden zum Verweilen, zum Denken, zum Meditieren ein ...

Kreuzeckgruppe Kärnten

Ich setze einen Fuß vor den anderen, einen Fuß vor den anderen, einen Fuß vor den anderen ... und Berge und Täler kommen und gehen ...

Abendpracht

Einfach ist es von Spiritualität zu reden beim prächtiges Farbenspiel, das der abendliche Himmel bietet. Bei dem nahe Berge bereits im Schatten verschwinden, entfernte jedoch noch einmal beginnen, aufzuglühen, während der Himmel zu brennen scheint ...

Abendpracht in Kärnten

Bescheidenheit

Man sollte wieder lernen, bescheiden den Blick vor sich auf den Boden lenken. Sich hinknien, sich hinlegen, um hingerissen von dem kleinen Blütenwunder über Leben, Wachsen und Tod nachzudenken ... und ausnahmslos in allem eine bunte Fröhlichkeit suchen ...

Bergwurzblüte

Die Blume lebt es vor ...

Das bleiche Licht

Die Zeit des Vollmonds ist prädestiniert für einen Ausflug "zum Mond" ... oder wer will, "zur Mondin" ...

Wer kennt sie nicht, die vielfältigen und auch geheimnisvollen Erscheinungen rund um den Vollmond: erhöhte Zerschlagenheit, Müdigkeit, Aggression, andererseits höhere Sensibilität, Berührtheit, Zärtlichkeit ...

Warum daher nicht hinausgehen zum Mond, zur Mondin, und freundschaftliche Bande damit knüpfen? Sich gewahr werden der eigenen Kleinheit und sich vom nächtlichen hellen Licht erheben lassen zu einer unbekannten Größe ...

Anstatt zu klagen über die Mißlichkeiten, die der Vollmond mit sich bringen kann, einfach die richtig bequeme Kleidung überzuwerfen und hinauszugehen, zu ungewohnter Stunde, bei jedem Wetter ... um die Begegnung mit der hellen Scheibe zu suchen, sich dem Licht zu überlassen, die Gedanken zum Fliegen bringen ...

Vollmond über der Landschaft

Wer kann, sollte die Schritte bergauf lenken - irgendeinen Hügel wird es sicher geben. Wer dennoch keinen Hügel findet, sucht sich eine ebene Fläche - und sei es ein Fußballplatz ... wer beides nicht hat, sucht sich einen Park mit einer Lichtung, und wer dann noch übrig bleibt, sucht eine breite Straße zwischen Häuserschluchten ...

Und dann nach oben schauen - hinein ins Licht ... und vielleicht an die anderen Menschen, die Freunde denken auf Hügelspitzen, auf kleinen Ebenen, Lichtungen und Flächen, an jene zwischen Häuserschluchten ... alle befreundet über den vermittelnden Mond - die vermittelnde Mondin!

Ich werde heute wieder hier "oben" stehen und in diese (damals winterliche) Landschaft schauen ...
... und allen diesen Gedanken begegnen, sie spüren ...

Die schwarze Leere ...

Nächtliches Spazierengehen in einem kleinen Tal der oberösterreichischen Voralpen ... Die Dunkelheit umfängt mich, hüllt mich ein in ein weiches Gespinst von Gedanken und Gefühlen, dämpft wohltätig die fernen Geräusche von letzten heimwärts eilenden Fahrzeugen. Lichter schimmern aus den wenigen Wohnungen und Häusern, wo die Menschen noch nicht durch Jalousien fast hermetisch abgeschottet den Abend zuhause verbringen. Niemand ist auf der Straße zu sehen, nur Einer führt seinen Hund spazieren, dessen Krallen kratzende Geräusche am Asphalt hervorrufen. Weder Hund noch Herrchen bemerken mich und verschwinden in der Nacht ...

Seltsame Stille ist rundherum - ich nehme sie konzentriert in mich auf.

Vollmond in Molln

Hell strahlt es jetzt über die bewaldeten Berge im Hintergrund - der Mond drängt sich ungeduldig zwischen den Horizont, wird größer und heller bis er als silberleuchtende Scheibe am Himmel über der Kirche hängt ... er hat nur kurz Zeit, das Tal zu beleuchten, denn es schleichen leise und unauffällig dunkle Wolkenbänke heran, die ihn zu verschlingen drohen ...

Wo sind eigentlich die Menschen, die wie ich den Mond genießen? Gibt es keine mehr?

Die Straßen bleiben leer - kein offenes Fenster mit einem neugierigen Gesicht darin, kein nächtlicher Flügelschlag, nur weit entfernt eine Amsel, die in einem erleuchteten Garten ohne Menschen darin vielleicht über eine Katze schimpft, nur manchmal Motorenlärm ...

... Schade ...

Herbstnebel

... und der Weg führt an ein großes Wasser ...

Das Ufer führt in den See, und nur einige Felsbrocken geben dem Auge kurz noch den notwendigen Halt, um sich orientieren zu können ... dann jedoch blickt man hinaus in das Nichts ...

Herbstnebel am Abersee

... oder ist es einfach nur die Unendlichkeit?

Das winzige Leben ...

Die Augen nehmen die Bewegung nur wahr, weil sie so zahlreich ist ... wie Gänsehaut bei einer streichelnden Berührung der Haut wellenförmig sich fortpflanzt, so krabbeln und hopsen und springen in ebensolchen Wellen Hundert- ja Tausendschaften dunkler Punkte vor den voranschreitenden Füßen davon ... bückt man sich, sieht man winzige Köpfe, noch winzigere Augen, vier Beine und so mancher Winzling trägt noch Reste des Kaulquappenschwanzes als zusätzliches Hindernis mit sich ....

Kleine junge Kröten sind es auf dem Weg in ihr Reich, ihr Land, ihren Lebensraum, eben erst aus dem Teich entschlüpft erkunden sie das umgebende Land ...

Jungkröte

Mühsam ist es, sich den Weg zu erkämpfen ins rettende Auendickicht, wenn doch schon die kleinen Kiesel, mit denen die Menschen ihre Wege ebnen, zu schier unüberwindlichen Felsen werden ... jetzt wird mir klar, warum überall im Gebüsch die Drosseln sitzen und unruhig mich anstarren! Aus der Entfernung habe ich sie immer wieder auf den Weg fliegen und zupicken sehen, gleich wieder verschwinden wahrscheinlich zu ihren eigenen Jungen im Nest ... um aber sofort wieder zurückzukehren an den reich gedeckten Tisch ...

Aber immer weiter hopsen die kleinen dunklen Punkte ...

Wenige nur werden das Leben leben ...

Immer näher ...

Wieder einmal sitze ich in mich gekehrt auf einem stillen Berggipfel irgendwo in Tirol ... leises Klappern in einer unbestimmten Ferne unterbricht plötzlich die Stille. Ich hebe die Augen und sehe ... nichts.

Wieder das Klappern - fast ein Klingen ist es, was ich da höre. Dann ein fast unhörbares Rutschen und Gleiten - und wieder Stille.

Um mich ist kurzes, hartes Gras, dazwischen kantiges Geröll - wie könnte es sich auch rundschleifen hier oben, wo nichts ist als der Himmel über mir?

Das Geröll ... ich betrachte es aufmerksamer ... viele kleine flache Splitter liegen dazwischen herum, sollten sie diesen Klang bewirken? Aber wer bewegt sie? Wer lässt sie rutschen, fallen?
Ich sitze und warte, denn die Natur läßt sich nicht immer "anschauen" ... manchmal muß man einfach nur geduldig warten, bis sie sich sehen läßt. Wer auf die Natur zugeht, wird sie meist zum Flüchten bringen ... wer sie hingegen heranläßt, wird oft zum Teil ihrer selbst, und sie bietet sich vertrauensvoll dem Auge dar ...

Wieder ein Klingen, und aus den Augenwinkeln ein brauner Schatten, der wellenförmig über eie felsgraue Fläche huscht und hinter einem Hügel verschwindet. Aber was immer es ist, es kommt auf mich zu .... immer näher ...

Und da flitzt etwas braun-weißes hinter dem letzten Hügel hervor und stellt sich - nur verdeckt von einigen dürren Halmen - in Pose!

Ein Wiesel, ein Hermelin ist es, das mich hier oben auf über 2.600m besucht ...
Ich bleibe einfach sitzen, versuche sogar, nicht immer das flinke Tierchen anzuschauen, um es nicht durch einen "Jägerblick" zu verscheuchen - und tatsächlich treibt es sich einige Zeit in Gipfelnähe herum und nimmt nicht einmal krumm, dass ich nach meiner Kamera angle, die entsprechenden Einstellungen vornehme und schließlich abdrücke ...

Wiesel

Still wird es wieder, als es irgendwo auf einem Grasband entlang verschwindet - ebenso ruhig aber eilig, wie es gekommen ist...

Ich habe wieder einmal dazugehört ...

Überall ist Natur ...

Lauch hinter Gittern

Die Natur läßt sich nicht unterdrücken! Überall kann man sie und ihr Wirken spüren, ihre kraftvolle Dynamik, die allen menschgemachten Dingen früher oder später den Garaus macht, sie anspringt, zerfrißt, zernagt, zersetzt, zerkleinert ..

..... aber eigentlich will sie unser Auge erfreuen!

Betonierte Hitzesteppen, ziegelgemauerte Straßenschluchten, spiegelverglaste Menschensammler, stahlbewehrte Gerüste ... nichts hält sie auf ...

..... aber eigentlich will sie uns behüten und ernähren!

Dabei wirkt ihre Kraft und Energie mit aller Sanftheit, mit aller Zartheit, mit aller Schönheit, die Dinge in Sicherheit wiegend mit der jährlichen Vergänglichkeit ... aber sie kommt wieder, immer wieder, sanft und zart das Menschenwerk vernichtend ... kein Gefängnis ist klein oder groß genug ...

..... dabei will sie nur, dass wir Teil von ihr sind und uns als solcher verstehen ...

Gedanken und Bild, die ich vom alten Wallfahrtsort Maria Langegg (im geheimnisvollen Dunkelsteiner Wald) mitbrachte ...

Das Weisse Kreuz

Das Auge rebelliert fast angesichts des blendendweiß strahlenden Anblicks dieser mächtigen und schön gearbeiteten Säule. Unverhofft tauchte sie damals im düsteren Licht des Herbstwaldes auf, während ich mich einer Wegkreuzung genähert habe, welche diese Säule scheinbar deutlich markieren soll.

Ich stehe davor, versuche die eingravierten Zeichen und dargestellten Motive zu deuten. Versinke mit den Gedanken im Abgrund der Geschichte und probiere zu erfassen, weshalb damalige Menschen genau dieses Zeichen an genau diese Stelle pflanzten - und was der Name "Weisses Kreuz" für eine Bedeutung haben könnte - damals ... heute ...

Das Weisse Kreuz

Das "Weisse Kreuz" am Sonnwendberg im niederösterreichischen Weinviertel - mitten im Wald ... solche Pracht unsichtbar mitten im Wald ?

Welches Geheimnis umgibt den Namen dieses Kreuzes?

Der Blick

Eigentlich wollte ich die Orchideenwiese erkunden, die durch einen Holzsteg vor dem Betreten durch unachtsame Wanderer geschützt ist ... würde jeder seinen Weg gehen, wäre das empfindliche Moorgebiet rasch zertrampelt ...

Aber da waren diese halblauten Worte, eingeleitet durch ein lautes Klatschen einer schlagenden Hand auf der blanken Haut: "Blöde beißade schiache grausliche Viecha!" (Dumme beißende häßliche grausige Tiere!) ... nach wenigen Schritten erreichte ich einen winzigen, noch zuckenden Körper der rücklings auf besagtem Steg lag - und während ich ihn ohne zu denken in das Moor hinabwischte erhaschte ich gleichzeitig einen Blick ...

Nachdenklich überlege ich noch was ich da eigentlich gesehen habe, als mehrere dieser beschimpften Exemplare auf mir, auf dem Geländer des Steges und am Boden landen. Langsam lege ich mich auf den Bauch und begebe mich auf "Augenhöhe" ... und wieder erhaschte ich einen Blick - diesen Blick ...

Der Blick, der dieselbe Landschaft, dieselbe Gegend umfaßt, der wie mein eigener Blick zwischen Freund und Feind unterscheidet, der wie meiner Lebendiges und Totes unterscheidet, der Geschwindigkeiten abschätzt und Hindernisse erkennt ... aber dieser Blick ist so fremd, so unsagbar fremd ...

Der Blick der Bremse

Und dennoch gehört er zur gleichen Welt in der wir gemeinsam leicht Platz haben sollten ...

Das Rote Kreuz

Meist ist die uns umgebende Natur als sehr heiter wahrzunehmen - mir scheint es jedenfalls so! Oft aber strahlt sie einen heiligen Ernst aus ... und stellt uns mit manchen Antworten nur neue Fragen ...
Mit allen Sinnen unterwegs zu sein, heißt ja nicht, nur die Tier- und Pflanzenwelt auf sich wirken zu lassen. Auch die Landschaften selber sind es, die unsere Gedanken oft völlig gegensätzlich beeinflussen: mal werden sie eingefangen, mal beflügelt, mal befreit, mal konzentriert ... immer je nach Laune, Zustand und Gegend. Besonders wichtig oft sind aber die Inhalte und Objekte, die eine Landschaft beherbergen ... sie zeigen sehr deutlich, dass man nicht alleine ist mit Empfindungen, sondern dass schon vor langer langer Zeit andere menschen diese Empfindungen hatten, ihnen nachgaben und oft auch Ausdruck verliehen ...

Das Rote Kreuz

Das "Rote Kreuz" bei Mold im niederösterreichischen Weinviertel in Sichtweite der alten Wallfahrtskirche "Maria Dreieichen" ... Wegweiser für spirituell Wandernde?
Welches Geheimnis umgibt den Namen des Kreuzes?

Hinter Gittern

Mächtig stand sie immer schon da, die Konglomeratwand neben der schmalen staubigen Straße, warm besonnter Frühlings-Lebensraum für Schmetterlinge und frühe Blüher unter den kleinen Farbtupfern des Bodens, die der Mensch Blumen genannt hat ... Die Jugend erprobte an ihr ihre Geschicklichkeit und schlich durchs Gestrüpp auf heimlichen Pfaden ...

Jetzt ist die Straße breit und düster, asphaltschwarz ... und zum Schutz der Menschen vor der Natur hat man einen Zaun, ein massives Schutzgitter errichtet ... die Konglomeratwand hinter Gitter verbannt ... die Jugend hat sie bereits vergessen ...

Hinter Gittern - Schutzgitter am Straßenrand

Heimat

Dunkel bewaldet fällt der Bergrücken des Dambergs bei Steyr hinab ins verschwiegene Dambachtal, das sich auf der anderen Seite gleich wieder zu den Ausläufern des Sonnbergs, dem Blabergkogel hochschwingt. Danach ruht tief unten das breite Tal der Enns, welche ihren Dunst der Sonne borgt, welche diesen kunstvoll mit ihrem späten Licht vermischt, um der Landschaft Mystik zu verleihen. Das Ennstal wieder wird begrenzt von den sanften, zart angedeuteten Gipfeln der Hohen Dirn und des Schwarzkogels, welche die dahinterliegenden, niederen Gipfel der Voralpenlandschaft verdecken. Und erst das Sengsengebirge mit der geschwungenen Gipfelklammer des hohen Nock begrenzt endlich den Blick zum milchig-abendrot gefärbten Horizont.

Heimat, so weit das Auge reicht, Heimat, die ich nicht er"fahr"en habe, sondern er"gangen" ... und damit ERLEBT habe ... und immer noch mit aller Kraft und allen Sinnen erlebe!

Heimat, mystisches Voralpengebiet

Frühlingserwachen

Vorwitzig lugen die ersten kleinen Blütenköpfe aus dem immer noch kalten, nassen Erdboden. Der immer noch vorherrschende Schatten am Nordhang des Voralpenberges läßt den gefrorenen Boden nur langsam erweichen. Aber das Licht lockt und zieht ... und es ist ja noch so lange Zeit mit Wachsen und Blühen auszufüllen, bis die Pestwurz endlich zu einem riesengroßen Tellerblatt geworden ist, das die Sonne gierig in sich aufnimmt - und sie dafür dem darunterliegenden Boden wegnimmt ... daher lieber rechtzeitig beginnen, und die Blütenjugend trotzt dem vielleicht doch noch einmal hereinbrechenden leicht ... denn der Frühling macht stark!

Junge Pestwurzblüte

Zaunwinde

Am Ufer des Inn entlang zieht sich der Treppelweg - immer geradeaus. Das Wetter ist traumhaft schön, der Wind kühlt gerade richtig und genug, um sich behaglich zu fühlen. Begegnende Spaziergänger wundern sich, weil ich bei jedem unscheinbaren aber auch jeder allgemein bekannten Blume stehenbleibe. Wahrscheinlich gebe ich gerade das Musterbeispiel eines Wanderers ab der "jedes Blümelein am Wegesrand liebevoll betrachtet"

Ich lache vergnügt in mich hinein, denn .... sie haben recht! Ich habe wieder einmal beschlossen, das genau zu betrachten, was ich schon ewig kenne - oder zu kennen glaube!

Und tatsächlich - etwas ungeahnt Herrliches fesselt plötzlich meinen Blick, bannt meine Gedanken, bindet mich an einen Platz, zwingt mich schließlich sogar in die Knie ... denn nur so kann ich diese weiße Blüte im geeigneten Gegenlicht so sehen, wie ich sie noch nie gesehen habe.

Durchscheinend sind jetzt - aus dieser Perspektive - die zarten weißen Blüten der Echten Zaunwinde, die für viele Gartenbesitzer ein bloßes Ärgernis ist, weil die dichten, ewig langen Ranken so manchen Zierstrauch oder Zaun als Tragegerüst verwenden und unter sich förmlich verschwinden lassen.

Aber ich verfolge aufmerksam die Konturen der Blätter, die gewellten Außenränder, leicht ausgefranst, die sanfte Krümmung der Blätter, deren feine Nerven ich jetzt wahrnehme und die geheimnisvoll im Kelch verschwinden, sich den Auge entziehen, indem sie einer herrlich gestalteten Krümmung folgen. Ich betrachte die an ihren Kanten überlappenden Blätter, werde des Spiels von Licht und Schatten gewahr, die eine linierte Landschaft in den Blütenkelch malen mit nur einer einzigen Farbe ... und ein einzelnes Staubblatt wirft seine Konturen keck an die Außenseite.

Der breite Kelch leitet über in einen grünen Trichter, der die Blätter bündelt, festhält und die Verbindung zum Rest der Pflanze bildet. Und sattes Grün bildet einen hübschen Kontrast zu dem unschuldigen Weiß, und je länger ich schaue, um so mehr bemerke ich, umso mehr berührt es mich ...

Erinnerungen - und keine Guten

Da steht's jetzt plötzlich in der Wiese vor mir, leuchtend weiß in die Gegend strahlend ... hm, strahlend ... Das Gänseblümchen mit dem mehr als doppelt so großen Blütenköpfchen, und der Stengel eher flachgedrückt wirkend, massiv und stark und ebenfalls um vieles dicker als ein normaler Stengel.

Gänseblümchen

Wann nur hab ich das Letztemal so etwas Ähnliches gesehen? Achja, das war ein Löwenzahn; auch der hatte diesen extrem breitgedrückten Stengel und oben, wo normalerweise der gelbe Blütenschopf ist, waren gleicht zwei dieser Blüten, unnatürlich dicht aneinandergepreßt, aber jedes in eine andere Richtung strebend.

Den Löwenzahn, den erlebte ich vor 25 Jahren im eigenen Garten - das war kurz nach Tschernobyl, und ich habe damals irgendwo gelesen, dass so seltsame Ausbildungen in der Pflanzenwelt als Reaktion auftreten könnten - aber die eigenen kleinen Kinder waren wichtiger und mußten daher im Haus bleiben. Sie haben wegen des damaligen Atom-Störfalls sowieso alle Aufmerksamkeit an sich gebunden ...

Und jetzt dieses Gänseblümchen ... ist es oder ist es nicht? .... DESwegen ... es könnte ja sein, denn die Wahrheit erfahren wir ja nicht ....

Die Alten

Immer wieder begegnet man Bäumen, die das Auge auf sich ziehen - ja, die einen als Ganzes förmlich zwingen, näher an sie heranzugehen, sie zu berühren, sie von allen Seiten zu betrachten, mit ihnen Kontakt in irgendeiner Form zu suchen ...

Alte Rotbuche

Die alte Buche fesselt die Gedanken auf eine sanfte Art und Weise, läßt einen nachsinnen über das Werden und Vergehen. Wie war wohl dieser Baum als junges Bäumchen? Was hat ihn so werden lassen? Welche Stürme des Lebens haben ihm die Äste so sehr verdreht und verrenkt - oder täuschen hier die Augen und die Phantasie und er hat bloß mutwillig und voller Übermut für sein Holz und die daran wachsenden Blätter seinen ganz eigenen Weg zum Licht gewählt? Da steht er jedenfalls in aller Kraft und Beständigkeit, urwüchsiges Sinnbild eines Rätsels ... das vielleicht nur zu lösen sein wird, wenn man selber zum Baum wird?

Alte Rotkiefer

Und diese Rotföhre, welchen in der Dunkelheit herumtollenden, die Menschen neckenden Gnomen und Trollen dient sie wohl als in den Himmel führende Leiter? Das Licht umspielt ihren mächtigen Stamm, und dort, wo die Rinde normalerweise nur Borkenschuppen mit dazwischenliegenden tiefen Schluchten zeigt, in denen Insekten windgeschützt geschäftig auf und nieder eilen, finden sich ungewohnt mächtige Äste, die sich weit zur Seite strecken, und das auch noch auf einer einzigen Seite .... Wie weit sich wohl die Wurzeln unter der Erde nach außen stemmen, um das Gleichgewicht zu halten? Wie sich wohl die zahllosen Würzelchen in den steinigen Boden krallen, um dem Sturm zu trotzen, der todbringend an diesem Baum rüttelt? Welche Weisheit läßt sie all diese Fährnisse überleben, ohne zu wirken, als ob sie dagegen ankämpfte?

Aber sie steht trotzig und doch leichtfüßig auf ihrem einen Bein, kokettiert mit mir und fragt mich unhörbar, ob ich mithalten möchte bei dieserm lustigen Spiel zwischen Licht und Sturm, zwischen Sommerhitze und winterlicher Eiseskälte. Ich bedanke mich dafür, sie gesehen zu haben - und lehne dankend ab, an ihrem Spiel teilzunehmen, verabschiede mich aber mit dem Versprechen, wiederzukommen und sie zu besuchen!

Wieder eine holzige Persönlichkeit mehr in meinem seltsamen Bekanntenkreis, die so heiter wirkt und solche Weisheit ausstrahlt, dass man sich diese Eigenschaften - Heiterkeit und Weisheit - unbedingt zum eigenen Ziel machen möchte!

Ein Zunderschwamm

Genau in Augenhöhe taucht er aus dem Einheitsgrau der Buchen auf, sitzt still auf der Rinde, wirft kaum einen Schatten. An seiner Oberseite zeigen ringförmige Muster von seinem Wachstum, während die Unterseite die wachshelle, ursprüngliche Farbe ahnen läßt, die jedoch schon von einem ungesunden Braun verdrängt wurde.

Ich bin wieder einmal "einfachso" unterwegs in einem Bergwald der Voralpen, einem grasigen Rücken folgend, der von lichtem Wald bestockt ist. Der Atem kommt keuchend aus der Lunge, es ging steil bergauf, und zufrieden bin ich über den Halt, den der Schwamm sowohl für das Auge als auch für mich selber bietet.

Der Zunderschwamm

Die Gedanken gleiten ab von dieser Stelle, die ebenso Wiese wie auch Wald genannt werden könnte, während der Atem ruhiger wird. Sie gehen zurück in eine Zeit, als dieser Schwamm noch gesammelt und genutzt wurde. Während heute vielfach die Zentralheizungen in den Wohnungen unbeachtet Wärme spenden, hat früher dieser Pilz dazu beigetragen, überhaupt erst Wärme durch Feuer zu erhalten, indem mit Feuerstein geschlagene Funken auf Zunder fallen gelassen wurden! Harte steinzeitliche Lippen bliesen dann zart einen Lufthauch darüber und ließen den Funken zu einem Flämmchen anwachsen, das unter ein Zelt von kleinen Holzstücken gesetzt wurde und gierig nach diesem leckte. Die knisternden Flammen zogen die Menschen der Frühzeit wohl ebenso in ihren Bann wie sie es bei uns noch heute tun, auch wenn schon lange Feuerzeuge die Flammenspender sind, die keinerlei Kenntnis für ihre Bedienung benötigen ....

Leider geht damit auch einher, dass über das Entfachen von Feuer mit einfachen oder wenigen Hilfsmitteln, das Hüten von Feuer oder dessen kontrollierte Weitergabe kaum mehr Kenntnis vorhanden ist beim sogenannten "zivilisierten Menschen" ....

Irgendwo raschelt es im Laub und das Geräusch holt mich wieder in die Gegenwart des Ortes zurück - ein kurzer Blick zeigt mir eine kleine Eidechse, die im Laub verschwindet. Der Tag geht ihr wohl zu kühl zu Ende, und auch für mich ist es Zeit umzukehren ... dabei war ich ja gar nirgends ... und doch so weit ... in der Vergangenheit!

Der Maiwurm

Kleines schwarzblaues kriechendes Etwas, wie fühlst Du Dich so abgehoben von der Erde? Gerade bist Du noch eilig über den trockenen Boden gekrochen, deinen aufgeblähten Hinterkörper hinter Dir herschleppend ... und jetzt schwebst Du in Dir unbegreiflichen Höhen, fühlst vielleicht den seltsam warmen weichen Untergrund und fragst Dich, was das ist?
Du beißt in dieses nachgiebige Unbekannte - wehrst Du Dich etwa? Oder folgst Du nur dem Freßinstinkt und beißt in alles was weich ist, um es vielleicht hineinzuschlingen?

Maiwurm

Ich weiß, Du bist giftig, aber ich kenne Dich und weiß, wie und wann Du das Gift einsetzt. Ich weiß auch, Du suchst die Nähe vom summenden Volk, das wir Menschen Bienen nennen. Du führst nichts Gutes mit ihenen im Schilde, aber was bedeutet schon Gut in der Natur? Zehntausende Eier wirst Du legen, aber nur wenige Deiner Larven werden sich an weichen Bienenpelzchen festklammern und sich in den Bau tragen lassen können. Sie aber werden dann in eine Honigzelle einbrechen, das Ei plündernd fressen und auf den übriggebliebenen Schalen im Honig schwimmen wie in einem kleinen Schiffchen. Und sie werden den Honig, der jetzt ihnen allein gehört, einsaugen bis fast zum Platzen und sich anschließend irgendwo in der Erde verstecken. Dort trotzen wieder nur wenige der Winterkälte und verwandeln sich ungesehen in eine Puppe, welche die zukünftige Form schon erahnen ließe ... aber nur wenige Menschen haben dies jemals gesehen.
Und dann ruft irgendwo ein neuer warmer Mai einen neuen blauschwarzen Maiwurm ans Licht ... wer weiß, wem dieser dann begegnet? Wer weiß, was dann gedacht wird? Wer weiß .... ?

Der Türkenbund

Es ist jetzt die Zeit, wo die Natur - sofern sie noch wenig durch den Menschen beeinflußt ist - aus einer wahren Symphonie von Farben, Gerüchen, Tönen und Handlungen besteht. Wie in keiner anderen Jahreszeit ist so vieles gleichzeitig DA! Wer kann, sollte sich in diese Orgie von Eindrücken allein oder zu Zweit hineinstürzen, mit weit offenen Sinnen darin verweilen und jede(r) für sich heraushören, -fühlen oder -sehen was ihm/ihr gefällt ... vielleicht auch darin in leichter Kleidung (wer kann auch ohne) zu baden. Luft, Sonne, Düfte direkt mit und an der ganzen Haut zu fühlen; sich ihnen einmal einfach zu überlassen, zu öffnen ...

Wer krautreiche, schattige, kühle Wälder in seiner Nähe hat, sollte jetzt abends (!!) auf den überall auftauchenden, herrlich gestalteten und gefärbten Türkenbund achten! Er ist öfter zu finden als man denkt! Schwer und süß verströmt er abends und nachts seinen Duft und lockt damit die Schmetterlinge aus der Grupe der Nachtschwärmer mit ihren langen Rüsseln an, die er zur Bestäubung braucht - und nur die bevorzugt diese Blume! Nur ausnahmsweise gelingt es anderen Schmetterlingen so wie hier am Bild dem unbelehrbaren (?) Dickkopffalter , zu landen und auch zu bleiben: ein öliger Überzug über die Blütenblätter läßt die Falter normalerweise ausgleiten und wieder abrutschen, erzwingt ihr Wegfliegen ....

Vielleicht in den kommenden Mondscheinnächten eine Gelegenheit, seiner Geliebten auf eine besondere Weise eine ganz besondere Blume zu schenken? Sie erst allein zu suchen, auszuwählen, gemeinsam wieder hinzuwandern, sich niederbücken, gemeinsam den Duft in der Dunkelheit tief einzuatmen ...

Und wer weiß, was dieser Duft im Mondschein alles bewirken kann ... ?

Der erste Strahl

... um halbfünf aufstehn, eine gute Stunde mit der Stirnlampe. Gleichmäßiger Schritt, gleichmäßiger Tritt immer bergauf, während der Atem eiliger werden möchte und das Herz antreibt. Ich finde den Takt und gehe, bis ans Ende dieses Berges, wo sich dann ein Kreuz vor die Himmel schiebt.

Eine viertel Stunde warten und frieren ... ... bis das Glühen sich den Tag verheißend über den Horizont legt, bis die Wolken ihre Ränder gleißend Hell umsäumt erhalten ... es steigt eine Wärme von innen wieder auf und weit öffne ich den Geist, auf den Stab gestützt ... den Horizont möchte ich ertasten ...

... die Sonne schiebt ihre ersten goldenen Finger des Tages über den Wolkenrand - mit zitterndem Herzen stehe ich da, vergesse, was unter mir liegt im finsteren Tal und schaue - schaue ...

... und da ist er ...... der erste Strahl ...

Ich sehe keinen morgendlichen Tag, ich sehe den Beginn eines neuen Lebens!

Die Seerose

Irgendwann am Almsee in Oberösterreich ...

Spät ist es im Jahr, aber in den kalten Gebirgsregionen dauert die finstere Jahreszeit oft länger an. Da stehe ich noch, die Schneerose - abgewandt vom Ufer starre ich den See hinaus, bin nachdenklich

Wie mag das eingentlich wohl sein - ein Anders-sein, nicht Schneerose, sondern ein Leben als ... Seerose ???

Nachts statt knabbernden Rehen und Hasen schuppige Fische?
Statt Ameisen, Käfern und Schmetterlingen Krebschen und Molche?
Statt in festen Boden krallen sich die Wurzeln in ewig schwankendes Naß?
So viel Verschiedenes ...

Aber beide sind wir Kinder der Sonne, des Lichts !
Beide haben wir grüne saftige Blätter.
Beide trotzen wir mit zarter Durchsichtigkeit Wind, Regen und Wetter ...
So viel Gleiches ...

Mensch, der Du hinter mir am Boden liegst, ich spüre Deine Bedachtsamkeit - hörst Du mich etwa nachdenken über Schnee und See? Dann vertrau ich Dir und dreh mich auch gar nicht um - denn Du wirst nur mein Bild mitnehmen ...
... und mich so vor meiner Vergänglichkeit bewahren ...

Das Brockengespenst

Drohend richtet sich plötzlich im wallenden Nebel ein Gebilde auf und bewegt sich vor mir her, ahmt meine Bewegungen nach ... Das "Brockengespenst" hängt vor mir in der Luft, umgeben von einem bunten Lichtring ... eisiger Wind fährt mir durchs Gewand und Kälte kriecht durch meine Knochen ....

... eisiger Wind fährt mir durchs Gewand und Kälte kriecht durch meine Knochen ....

Der Rosenkäfer

Am schönsten ist immer das Gehen - in diesem Fall im Velebit-Gebirge in Kroatien, im Nationalpark Paklenica. Andere Gegenden, andere Landschaften machen mich besonders empfänglich für jedes Detail. Konzentriert suche ich die Landschaft nach verräterischer Bewegung ab, lasse den Blick die unmittelbare Umgebung absuchen, horche auf jeden Laut, jedes Rascheln. Die ungewohnte Wärme kann ich bequem ignorieren - ich mag's heiß (aber ich mag's auch kalt!), denn ich mag's wenn ich meinen Körper spüre, der Schweiß vom Wind kühlend abgeholt wird und dabei das Salz zurückläßt. Und dann ein Bach zum Abspülen - DAS ist Leben!

Während die anderen durch die Hitze getrieben am kühlen Bach ihre Rast machen, treibe ich mich wie fast immer bei solchen Anlässen inzwischen in der näheren Umgebung herum. Oft sind die Tiere durch eine Personengruppe so abgelenkt oder auf diese konzentriert, dass sie mich als Einzelnen ignorieren oder übersehen. Schon viele Beobachtungen sind mir so gelungen. Aber diesmal ist kein Tier, kein Vogel, keine Bewegung zu sehen. Ich konzentriere mich auf die Rinde der Bäume und Sträucher, gucke auf die Unterseite der Blätter - NICHTS. NICHTS?

Was bewegt sich da träge am Stein im Bachbett?

Wie ein Relikt aus lang vergangenen Zeiten wirkt dieser gepanzerte sechsbeinige Ritter der Insektenwelt. Dieser grünschillernde Rosenkäfer hat sich in diesem Waldschatten an das Bachufer verirrt ....

... und während die Menschen ihren Durst löschen und kurze Zeit rasten, versucht er von ihnen unbemerkt von den Steinen genug Wärme aufzunehmen, um wieder wegfliegen zu können in sein luftiges Reich voll Licht und Sonnenstrahlen ... zielstrebig oder Umwege machend, irgendwelchen Blüten entgegen, in die er sich voller Begeisterung einwühlt um sich mit goldgelben Blütenstaub zu bekleckern ....

Aber noch sitzt er am Bach und wartet ...

... ich setze mich zu ihm und warte - etwas abseits der Gruppe - auch ...

Einblicke

Bedächtig geht man den Weg immer bergauf, genießt die Ruhe, den Frieden des Waldes ... irgendwann steht man ganz oben, läßt die Blicke rundum schweifen, erfreut sich an Himmel und kalkfelsigem Horizont, dünkt sich entfernt von des Menschen Gier und Hast ...

Ein stiller Winkel in der Natur, schelmisch angekratzt durch laute Maschinen, heimlich abtragend mittels der den Donner imitierenden Sprengladungen, abtransportiert in einer motorisierten Lawine ... sauber wird hier gearbeitet, obwohl es ja von "unten" nicht zu sehen ist ...

Wir schützen unsere Landschaft ja .... wir erhalten sie natürlich für die folgenden Generationen .... naja, ein paar Opfer müssen wir wohl schon noch schnell bringen ....

Wer ist eigentlich "Wir"?

Hochbuchberg

Ärger im Büro? Einfach zusammenpacken und losgehen - Wechselkleidung im Auto lassen und nur Regenschutz und Kopfbedeckung mitnehmen; festes Schuhwerk natürlich ...

Mondfinsternis

Langsam bricht der Abenddämmer über die Berge herein - irgendwo im Westen ist die Sonne bereits untergegangen. Auf einem begrasten Wiesenhügel in den Voralpen sitze ich und starre gegen Osten - irgendwo dort muß sich der Mond erheben. Heute jedoch trägt er zusätzlich den Erdschatten mit sich, und nur langsam hebt er sich über den bergigen Horizont, zuerst in unsichtbarer Röte, dann nur langsam heller werdend taucht er auf im fahlen Schein, der auch das ansonsten helle Kalkgebirge in Düsternis taucht ...

Langsam tröpfeln leichte und schwere Gedanken durchs Gehirn, während verlorene Sonnenstrahlen durch die Luft der Erde gesammelt und wieder zerstreut werden, um anschließend nach langer Reise gegen den Mond zu prallen ... Der Schatten im Mond ist aber stärker als sie, kriecht nur langsam, langsam, wie die Gedanken so langsam vom Rand in die Mitte, von der Mitte zum Rand ...

Leiser Wind kommt auf, umschmeichelt erst die nackte Haut und läßt ganz unauffällig die Kälte der begonnenen Nacht zurück ...

Mitternacht ist nahe ... der Schatten beginnt, den fast verschluckten Mond wieder freizugeben.

Spirituelles Gehen

"Spirituelles Gehen" nenne ich meine Wanderungen im Gebirge. Noch vor der anbrechenden Dämmerung beginnt dann mein Weg bergauf; bereits am Anfang setze ich die Schritte im Takt, bis der Körper warm ist. Dann stimme ich den Atem mit den Schritten ab, gleiche sie langsam aneinander an, verkürze nur die Schrittlänge bei schnellerem Schritt, wenn der Atem kürzer wird, mache lange langsame Schritte bei flachen Passagen. Irgendwann passiert es und ich bin im altgewohnten Takt: Drei Schritte ausatmen, zwei Schritte einatmen ... irgendwann kommt der Herzschlag dazu, nach dem sich alles andere richten muß. Und irgendwann habe ich meine Mitte, und das richtige Gehen beginnt ... und ich muß mich nicht mehr darum kümmern. Jetzt ist der Geist wach und empfänglich für die umgebende Natur, deren Inhalte, Stimmen, Bewegungen und ... Stimmungen.

Allein zwischen Gebirgen und weitab von Siedlungen und Hütten schaut mich dann ein silbriges Auge an, lenkt meine Gedanken in Bahnen, die anhalten bis zur noch 4 Stunden weit entfernten Hütte ....

Waldviertel

Sanft umschmeicheln die grünen Grasmatten die Hügel des Waldviertels in Niederösterreich. Hier ist die Mystik zuhause - und gerne durchwandere ich das Land. Jede Minute ein Tag Urlaub, jede Sekunde eine Stunde Erholung. Die Gedanken schweifen, werden ruhig dabei - die Augen sehen sich satt an der goldenen Sonnendecke, die sich abends zwischen die dunklen Wälder legt, der Atem wird leise, und kleine Schleier wehen wirbelnd von den Lippen in die kühle Luft, ein leiser Schauer läßt die Haut rauh werden ... ein Käuzchen ruft - es begegnet unseren Gedanken, weicht aus, umkreist sie vielleicht, grüßt rundäugig nickend, und verschwindet mit lautlosem Flügelschlag im Dämmerlicht, den Tod in seinen Krallen tragend für kleines, unvorsichtiges Getier!
Hier mit allen Sinnen unterwegs sein, heißt Leben, für manche aber ... Überleben.

Der Tod

Gute, krautreiche Nahrung; durch das steile Gelände durchtrainierte Muskulatur; gute Kondition - all dies hat in diesem Fall nichts genützt ....

Erbärmlich und qualvoll war wohl das einsame Sterben, während doch eigentlich ein Kalb hätte geboren werden sollen. Eigentlich hätte alles gut gehen sollen, denn der Aufenthalt auf der gebirgigen Alm bietet die besten Voraussetzungen für eine normale Geburt. Sehnen und Bänder sind viel kräftiger als bei jenen Tieren, die andauernd im Stall stehen und denen dadurch die Muskel schlaff werden. Aber es sollte nicht sein - die Natur hat es anders gewollt und hierdurch anderen das Leben und Überleben ermöglicht ....

Totes Rind

Allermannsharnisch

Beim ziellosen Gang über die Almflächen fällt mir ein blaugrünes Gewirr von schmalen langen Blättern auf - kugelige Blütenköpfe lassen mich an Lauch, Schnittlauch denken und an die bald fällige Abendsuppe. Allermannsharnisch - (Allium victorialis) lese ich im Bestimmungsbuch und die Gedanken schweifen sofort ab ... Harnisch aller Männer ...

Wieviel Hoffnung wurde gehegt, wenn man den eisenbewehrten Männern, die in blutige Kriege zogen, die mühsam ergrabene, getrocknete Wurzel umhängte, um damit den Schutz herabzuflehen, der die gesunde Heimkehr sicherte? Als Glücksheinzel oder Galgenmännchen, als Alraun sollte es vor Hexen und bösem Zauber bewahren, ja sogar Glück bringen ...

Allermannsharnisch

... jetzt ist er selber bedroht von Alpenstraßen, Forststraßen, Almwegen, Almweiden, Gästehäusern, Skipisten, Berghotels ... leise wird er verschwunden sein, und keinem wird er fehlen - und an die Sagen um ihn und seine darin besungenen Heilkräfte wird sich keiner mehr erinnern ...

Dauerhaftes

Wie verschieden ist doch die Kunst des Menschen gegenüber der Kunst der Natur ... während der Mensch das Eisen glüht, es hämmert und schmiedet, es biegt und formt, es einpaßt und nietet und schließlich stolz sein schweres, hartes, Eindringlinge abwehrende Gebilde irgendwo aufbaut, das viele Jahre überdauert und dennoch einst durch den Regen rostzerfressen sein wird - währenddessen webt die Spinne ein leichtes und duftiges Netz, das durch den Regen erst recht zum Kunstwerk wird. Und schon am Tag danach wirft sie es weg und webt es immer neu ...

Dauerhaftes - ein Spinnennetz an einem Schmiedeisernen Tor

Was ist nun wirklich von Dauer ???

So besonders ...

Jemand auf seinem letzten Weg zu begleiten, ist immer ein ganz besonderer Dienst an einem ganz besonderen Tag.

Es ist ein Tag, an dem die Gedanken anders als sonst sich verhalten ... es ist ein Tag, an dem sich die Zeit anders anfühlt ... es ist ein Tag, wo sogar das Fühlen anders ist ...

Kreuz am Kriegerdenkmal in Perg

Dieses Bild entstand, als alle Flugzeuge am Boden blieben, weil der Vulkan mit dem für uns unaussprechlichen Namen ausgebrochen ist ... nur deshalb war der Himmel so besonders klar, der Horizont so besonders gefärbt ...

 
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